Rund 115 Teilnehmer hatten sich zur gemeinsamen Tagung angemeldet. Wichtiges Thema der Tagung war die Elektromobilität, die FEHR-Präsident Christoph Hansen in seiner Begrüßung als „ein riesiges Geschäftsfeld für das Elektrohandwerk“ bezeichnete.
Ein E-Auto verdoppelt den Haushaltsstromverbrauch
Einen Überblick über das aktuelle Marktgeschehen gab Stefan Petri, FEHR-Referent Technik. Er erläuterte die Förderprogramme der Bundesregierung im Bereich E-Mobilität und ging auf u.a. das Thema „Laden zu Hause“ ein. So benötigt ein typisches E-Auto bei einer Jahresfahrleistung von 15000km rund 3000kWh. Das bedeutet grob, dass sich der Jahresstromverbrauch eines Haushalts bei Anschaffung eines E-Autos in etwa verdoppelt – sofern man überwiegend zu Hause lädt.
Über das Thema Kundenberatung informierte FEHR-Vizepräsident Stefan Ehinger. Er betonte, dass ein Kundengespräch im Bereich E-Mobilität nur teilweise technisch geprägt sei – mindestens ebenso viel Informationsbedarf haben die Kunden zu Themen wie Fördermöglichkeiten, Fahrverhalten eines E-Autos usw. Hier solle man auf diese Fragestellungen vorbereitet sein. Betriebe, die in diesem Geschäftsfeld aktiv werden wollen, sollten sich daher unbedingt zum E-Mobilität-Fachbetrieb qualifizieren.
Über die Kooperation des FEHR mit dem ADAC informierte Harald Stockinger vom ADAC. Diese sieht vor, dass sich Mitglieder des Automobilclubs durch E-Mobilität-Fachbetriebe in Bezug auf die Ladeinfrastruktur beraten lassen können. Hierfür empfiehlt der ADAC seinen Mitgliedern bei Interesse einen E-Mobilität-Fachbetrieb in deren Nähe. Dieses Angebot will der ADAC bei seinen Mitgliedern offensiv bewerben – voraussichtlich ab Sommer/Herbst 2019, sobald bundesweit eine ausreichende Abdeckung mit Fachbetrieben gewährleistet ist.
Abschließend berichtete Andreas Habermehl vom ZVEH über die wichtigsten Änderungen der TAR Niederspannung (VDE-AR-N 4100). (Anm. der Redaktion: Details siehe zugehöriger Fachbeitrag aus „de“ 7.2019).
Juristische Fallstricke und Ausbildung
Am Nachmittag fanden die Fachtagungen der Fachbereiche Elektrotechnik, Informationstechnik und Elektromaschinenbau statt. Im Bereich Elektrotechnik informierte FEHR-Geschäftsführer Thomas Klisa zum Thema „Wie komme ich als Unternehmen schneller an mein Geld“. Elementar für den Juristen ist dabei die Vermeidung von Fehlern – sei es bei der Kalkulation, der Stundenlohnvereinbarung oder der Schlussrechnung. Darüber hinaus wies der Verbandschef des FEHR die Teilnehmer auf die Vorteile des Bauhandwerkersicherungsgesetzes hin. Seinen Zuhörern legte Klisa ans Herz, bei Aufträgen mit „ungutem Gefühl“ die Absicherung ihres Gewerks beim Bauherren zu verlangen. Außerdem sollten Betriebe die Hilfe der Innung und des FEHR früher in Anspruch nehmen, da durch deren Unterstützung bereits im Vorfeld viel Schaden abgewendet werden kann.
Eine emotionale Diskussion entwickelte sich bei dem Vortrag von Bernd Dechert (Geschäftsführer Technik und Berufsbildung beim ZVEH), der sich mit der geplanten Novellierung der Ausbildungsberufe befasste. So soll es künftig den neuen Ausbildungsberuf Elektroniker/-in für Gebäudesystemintegration geben, der sich gezielt an Auszubildende mit (Fach-)Hochschulreife wendet. Die bestehenden Ausbildungsberufe sollen zum Teil neu zusammengefasst werden.
Abgerundet wurde die Fachtagung Elektrotechnik mit einem Vortrag von Michael Weber (Landesfachbereich Elektrotechnik) zum Thema Digitalisierung. Er betonte, dass die Digitalisierung eine Chance für das E-Handwerk ist, die genutzt werden will. Auf der Agenda des Landesfachbereichs Informationstechnik, der von Paul Seifert geleitet wird, stand u.a. das Thema „Glasfaserinstallation im Haus ohne Spleißen mit dem DiaLink-FFTH-System“ – referiert von Hans-Joachim Peukert, Diamond. Er stellte in seinem Vortrag die vorkonfektionierten Glasfaserlösungen des Unternehmens vor. Hier seien beim Einziehen Belastungen von bis zu 300N kein Problem. Im verlegten Zustand könne das Kabel bis zu 450kg Querdruck aushalten. Mit der Novellierung der Ausbildungsberufe, den Frequenzen für 5G sowie der aktuellen Marktentwicklung wurden weitere Punkte besprochen.
Um die neuen Ausbildungsberufe ging es auch im Landesfachbereich Elektromaschinenbau, dem Thomas Kübler vorsteht. Dazu stand sein Bericht zum Landesfachbereich, die letzten Fachtagungen, die Sitzung des Lenkungsausschusses Technik sowie ein Ausflug zu einem Tachohersteller auf der Agenda.
Geburtstagsfeier und Ehrungen
Im Rahmen der Abendveranstaltung mit rund 250 Gästen aus Industrie, Handwerk und Politik feierte die Innung für Elektro- und Informationstechnik Gießen ihr 100-jähriges Bestehen. Die von Obermeister Reiner Hühne geleitete Innung umfasst heute etwa 60 Mitgliedsbetriebe mit ca. 380 Beschäftigten. Im Rahmen der Festveranstaltung wurde zwei Mal die goldene Verbandsnadel des FEHR mit Brilliant vergeben – die höchste Auszeichnung des Verbands. Sie ging an Bernd Ehinger und Fritz Faßbender für die erfolgreiche Fusion der damaligen Landesinnungsverbände Hessen und Rheinland-Pfalz zum heutigen FEHR sowie für ihr langjähriges Wirken als Landesinnungsmeister und Präsidenten.
Ausgezeichnet wurden auch zwei Nachwuchshandwerker, die beim Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks 2018 den ersten Platz in ihrem jeweiligen Ausbildungsberuf erreichten. FEHR-Präsident Christoph Hansen lobte Martin Schmidt, Elektroniker Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik (Ausbildungsbetrieb: Wieland & Schultz GmbH, Neustadt an der Weinstraße) und Christian Eulgem, Informationselektroniker Schwerpunkt Bürosystemtechnik (Ausbildungsbetrieb: Handwerkskammer Koblenz) für ihre beeindruckenden Leistungen.
Der nächste Landesverbandstag findet 2020 in Frankfurt am Main statt. Gastgeber ist dann die Innung für elektro- und informationstechnische Handwerke Frankfurt. www.liv-fehr.de