Home Elektroinstallation Elektrische Maschinen Einheitliches Kennzeichnungssystem

Schaltzeichen nach EN 81346

Einheitliches Kennzeichnungssystem

Quelle: industrieblick - stock.adobe.com
Quelle: industrieblick - stock.adobe.com

Für die Praxis bedeutet dies konkret, dass Bauteile – beispielsweise in Schaltplänen der Elektro-, Fluid-, Verfahrens- und Kältetechnik – eindeutig bezeichnet werden müssen. Bei fluidtechnischen Systemen der Pneumatik, Hydraulik und Mechanik sind die Regeln zur Bezeichnung in ISO 1219-2, für elektrische Schaltpläne in EN 81346-2 niedergelegt. Leider werden in diesen Normen unterschiedliche ­Bezeichnungen verwendet. Mit dem Bezeichnungsschlüssel der ISO 1219-2 ist ferner keine aussagekräftige Kennzeichnung der Funktion eines Bauteils möglich. Ziel der EN 81346 ist es daher, für alle Schaltpläne im Bereich Elektrotechnik, Maschinenbau und Verfahrenstechnik ein einheitliches Kennzeichnungssystem für Objekte festzulegen. Die EN 81346 ist die Folgeausgabe der EN 61346; die Änderung der Nummerierung erfolgte als Ausdruck der stärkeren Berücksichtigung nicht-elektrotechnischer Belange. Sie besteht aus zwei Teilen:

  • EN 81346-1:2010-05: Allgemeiner Teil (IEC 81346-1:2009)
  • EN 81346-2:2010-05: Klassifizierung von Objekten und Kodierung von Klassen (IEC 81346-2:2009)

Die Normen EN 81346-1 und EN 81346-2 legen entsprechend Klassifizierungsschemata für Objekte mit zugehörigen Kennbuchstaben fest, die in allen technischen Fachgebieten genutzt werden können. Der Anwendungsbereich der Norm geht über den rein elektrotechnischen Bereich ­hinaus, mit dem Ziel, technische Systeme als Gesamtheit zu beschreiben. Sie umfasst alle Fachbereiche und ist nicht mehr auf die Elek­trotechnik beschränkt. So können beispielsweise konstruktive und bautechnische Objekte in dieselbe Systematik einbezogen werden. Objekte ohne elektrotechnische Relevanz (z. B. mechanische Elemente, Ventile) werden somit genauso berücksichtigt, wie typische elektrotechnische Objekte (z. B. Schalter, Sensoren). Neben der Vereinheitlichung besteht ein weiterer, großer Vorteil der Normanwendung in der Darstellung von drei möglichen Hauptaspekten (Produkt-, Funktions- und Ortsaspekt), die der Strukturierung von Objekten, welche den Referenzkennzeichen vorangestellt werden können, dienen.

Festlegung von Referenzkennzeichen

In den Publikationen der Reihe IEC 81346 werden allgemeine Prinzipien zur Strukturierung von Systemen, einschließlich der Strukturierung von Informationen über Systeme, eingeführt. Auf diesen Prinzipien aufbauend, sind Regeln und Anleitungen zur Bildung von eindeutigen Referenzkennzeichen (früher als Betriebsmittelkennzeichen bezeichnet) für Objekte in beliebigen Systemen abgeleitet. Ein Referenzkennzeichen, mit dem eine Komponente beschriftet ist, dient als Schlüssel zum Auffinden von Informationen zu diesem Objekt, welche auf unterschiedliche Dokumentenarten aufgeteilt sein können. Die dargelegten Prinzipien sind allgemeingültig und in allen technischen Gebieten anwendbar und können für Systeme, die auf unterschiedlichen Technologien basieren, angewendet werden und auch für Systeme, in denen mehrere Technologien zusammengefasst sind.

Tabelle 1: Festlegung und Gliederung der Vorzeichen in der Norm
Tabelle 1: Festlegung und Gliederung der Vorzeichen in der Norm

Begriffsklärung

Folgende Begriffe gilt es zu unterschieden:

  • Die Summe der verbundenen Objekte wird als System bezeichnet, z.B. »Fügestation« oder »Reinigungsanlage«.
  • Ein Objekt stellt dabei eine Betrachtungseinheit dar, die in einem Konstruktions-, Planungs-, Realisierungs-, Betriebs-, Wartungs-, und Demontageprozess behandelt wird, also ein Teilsystem wie beispielsweise »Schubeeinheit«, »Presseinheit« oder »Vorschubeinheit«.
  • Die Struktur gibt die Organisation von Beziehungen zwischen Objekten eines Systems wieder, somit die Gliederung in Teilsysteme.
  • Unter Aspekt versteht man die spezifische Betrachtungsweise, Informationen über ein System auszuwählen.
  • Referenzkennzeichen sind die eindeutige Kennzeichnung eines spezifischen Objekts in Bezug auf das System.

Grundlagen zur Strukturierung nach dem Aspekt nach Teil 1

Dieser erste Teil der Norm (EN 81346-1) zeigt die Vorgehensweise bei der Strukturierung auf, zudem werden Beispiele für Aspekte aufgezeigt. Die Norm differenziert drei ­unterschiedliche Aspekte von Objekten:

  • Funktionsbezogene/-r Struktur/Aspekt: Was macht das System oder das Objekt? Es wird systematisch erfasst und beschrieben, welche Aufgaben erfüllt werden sollen, unabhängig von deren Realisierung.
  • Produktbezogene/-r Struktur/Aspekt: Wie ist das System oder das Objekt zusammengesetzt? Es wird dokumentiert, wie sich physikalische Objekte (Anlagen, Baugruppen, etc.) zusammensetzen.
  • Ortsbezogene/-r Struktur/Aspekt: Wo befindet sich das System oder das Objekt? Es werden Örtlichkeiten (Gebäude, Räume, etc.) und deren Struktur festgehalten.

Die Anwendung der unterschiedlichen Aspekte ermöglicht es zum Beispiel, die Kennzeichnung von Funktionen vorzunehmen, ohne hierbei auf die diese Funktionen realisierenden Produkte (Betriebsmitteln) und Orten einzugehen. Empfehlungen werden dahingehend ausgesprochen, alle Objekte mindestens nach dem Produktaspekt zu kennzeichnen. Dies bedeutet, dass die frühere Aufgabe der Betriebs­mittelkennzeichnung (DIN 40719) komplett durch diesen Aspekt abgedeckt werden kann. Für die Identifikation der Aspekte, auf die sich ein Referenzkennzeichen bezieht, werden in der Norm die Vorzeichen festgelegt und gegliedert (Tabelle 1).

Tabelle 2: Kennbuchstaben häufig verwendeter Teile im mechatronischen Alltag (Auswahl)
Tabelle 2: Kennbuchstaben häufig verwendeter Teile im mechatronischen Alltag (Auswahl)

Referenzkennzeichensatz

Ein Referenzkennzeichensatz dokumentiert die Beziehungen zwischen Objekten und muss nur die zur eindeutigen Identifizierung notwendigen Referenzkennzeichen enthalten. Es muss mindestens ein unverwechselbares Referenzkennzeichen bei jeder Darstellung des Objekts angegeben sein. Es ist zu beachten, dass die Elemente ­eines Referenzkennzeichensatzes getrennt voneinander sind und keinesfalls miteinander verkettet werden dürfen. Die Reihenfolge der Darstellung spielt keine Rolle. Hier ein Beispiel für einen Referenzkennzeichensatz: =GQ2 –KF4 +Z2W3 Das bedeutet, dass sich die Ausschaltverzögerung des Lüfters (=GQ2), realisiert durch ein abfallverzögertes Zeitrelais (-KF4) in der Herrentoilette im Nebengebäude (+Z2W3) befindet.

Tabelle 3: Beispiele für Referenzkennzeichen nach dem produktbezogenen Aspekt
Tabelle 3: Beispiele für Referenzkennzeichen nach dem produktbezogenen Aspekt

Kennbuchstaben und Referenzkennzeichen nach Teil 2

Bild 1: Darstellung mechanischer Komponenten nach EN 81346
Bild 1: Darstellung mechanischer Komponenten nach EN 81346

Ziel ist die Klassifizierung von Objekten und Kennbuchstaben von Klassen für industrielle Systeme, Anlagen und Ausrüstungen und Industrieprodukte. In der EN 81346-2 werden Strukturierungsprinzipien und Referenzkennzeichnung der Hauptklassen für Zweck und Aufgabe von Objekten festgelegt. Außerdem wurden die Kennbuchstaben für Unterklassen aus der zurückgezogenen DIN 6779-2 übernommen. Zur Identifizierung und Zuordnung werden Referenzkennzeichen angegeben, deren Kennbuchstaben dafür vorgesehen sind, ­zusammen mit den Regeln für die Bildung von Referenzkennzeichen in Übereinstimmung mit EN 81346-1 angewendet zu werden. Diese gelten sowohl für mechanische als auch für elektrische Objekte und beziehen sich auf die Art und Weise, wie Objekte nach Zweck und Funktion gegliedert werden. Damit ist die Klassifizierung für Objekte in allen technischen Fachgebieten, wie Energieerzeugung, Energieverteilung, Einrichtungen der Verfahrenstechnik, u.ä. anwendbar. Ein Referenzkennzeichen besteht aus den folgenden Angaben:

  • dem Vorzeichen, das den Aspekt identifiziert
  • einem Kennbuchstaben der Hauptklasse, dem das Objekt zuzuordnen ist und eventuell eine zugehörige Unterklasse
  • einer Nummerierung, die das Referenzkennzeichen eindeutig gestaltet.

Übersicht einiger Hauptklassen

Die Auflistung in Tabelle 2 ist nur ein kleiner Ausschnitt und konzentriert sich auf im mechatronischen Alltag oft verwendeten Bauteile.

Bild 2: Darstellung elektrischer Komponenten nach EN 81346
Bild 2: Darstellung elektrischer Komponenten nach EN 81346

Unterklassen

Falls erforderlich, können Unterklassen zur Unterscheidung gleichartiger Objekte angewendet werden. Die vorgegebene Festlegung basiert auf einer Unterteilung der Kennbuchstaben in die folgenden Gruppen:

  • Unterklasse A – E: Für Objekte, bezogen auf elektrische Energie
  • Unterklasse F – K: Für Objekte, bezogen auf Informationen und Signale
  • Unterklasse L – Y: Für Objekte, bezogen auf Mechanik, Bautechnik, etc.
  • Unterklasse Z: Für kombinierte Aufgaben (Unterklassen A -Y).

Produktbezogener Aspekt

Die Tabelle 3 zeigt einige Beispiele für Referenzkennzeichen nach dem produktbezogenen Aspekt. Gemäß der EN 81346 sind hier Klassen und Unterklassen für Objekte festgelegt, basierend auf dem Bezug zu deren Zweck oder Aufgabe, zusammen mit zugehörigen und zu verwendenden Kennbuchstaben.

Darstellung in Schaltplänen

Im Fachbereich Mechatronik, Automatisierung, Handhabungs- und Verfahrenstechnik werden elektropneumatische Steuerungen eingesetzt. Als Beispiel hierfür steht ein Plan einer Klebevorrichtung mit der Kennzeichnung der mechanischen (Bild 1) und elektrischen (Bild 2) Komponenten nach DIN EN 81346.

Fazit

Die EN 81346 beschreibt allgemeine Prinzipien zur Strukturierung von Systemen sowie von Informationen über Systeme, auf denen aufbauend Anleitungen und Regeln zur Bildung eindeutiger Referenzkennzeichen vorliegen. Die stringente Identifizierung von Objekten sowie der zugehörigen Komponenten gewerkübergreifend auf allen technischen Gebieten ermöglicht eine Kombination an Funktionalitäten, die die Norm in Planung und Abwicklung praktikabel und konsistent umsetzbar macht..

Über den Autor
Autorenbild
Dipl.-Gwl. Stefan Schwarzwälder

Lehrer für Mechatronik und Physik, Carl-Engler-Schule, Karlsruhe

Newsletter

Das Neueste der
ema direkt in Ihren Posteingang!