Freitagnachmittag an einem nichtssagend grauen und kühlen Tag mitten in der bayerischen Metropole. Es ist kurz nach 14 Uhr und die Lehrgänge starten demnächst. Ein nüchterner Raum mit Tischen und Stühlen, ausgestattet mit ein wenig Kaffee, kalten Getränken und Keksen erwartet uns; die Teilnehmerinnen sind schon etwas unruhig, ob des Unterrichts, der sie gleich erwartet.
Juliane Mittermaier, Suzan Celik (Bild 1) und Verena Sauter (Bild 2) sind von sehr unterschiedlicher Natur und doch eint sie ein Ziel: das Bestehen der jeweiligen Prüfung und die Ernennung zur Meisterin. Frau Mittermaier und Frau Sauter streben dabei den Titel der Elektrotechnikermeisterin Energie- und Gebäudetechnik an, während Frau Celik den Lehrgang zur Elektrotechnikermeisterin Kommunikations- und Sicherheitstechnik absolviert.
»de«: Wie sind Sie zu Ihrem Beruf gekommen?
J. Mittermaier: Meine Eltern sind Handwerker, nur eben in einem anderen Beruf (Anm. d. Red.: die Eltern sind Bäcker) und da lag es nahe, dass ich auch einen Beruf ergreife, der einen handwerklichen Hintergrund hat, nur sollte es eben ein ‚technischer‘ Beruf sein.
S. Celik: Für mich stand schnell fest, dass ich keinen klassischen ‚Mädchenberuf‘ lernen wollte, wie beispielsweise Altenpflegerin oder Erzieherin, obwohl ich zunächst diese ‚Schiene‘ anstrebte. Jedoch ist der Verdienst in der Pflege gering und das wollte ich nicht noch zusätzlich unterstützen. Mein Stiefvater gab aber letztendlich den Ausschlag: er ist Dipl.-Ing. für Elektrotechnik.
V. Sauter: Zunächst wusste ich nur, dass ich nicht ins Büro möchte. Ein sehr wichtiger Punkt war für mich auch, dass ich nach einem eventuellen Studium nicht ohne praktische Erfahrung ins Berufsleben starten wollte, um womöglich einem Mitarbeiter, der 35 Jahre Berufserfahrung hat, zu sagen, wie er was machen soll. Nur weil etwas in der Theorie funktioniert, funktioniert es noch lange nicht in der Praxis. Deswegen war mir eine praktische Ausbildung sehr wichtig.
»de«: Wie sehen Sie sich in einer vorwiegend von Männern dominierten Berufswelt? Gibt es Vorbehalte?
S. Celik: Ich denke, dass es gerade den älteren Leuten schwerfällt, eine jüngere Person, die dazu eine Frau ist und womöglich aus einem ganz anderen Land kommt, als Vorgesetzte zu akzeptieren.
V. Sauter: Ich muss damit praktisch jeden Tag umgehen und quasi ‚die Jungs‘ rumschubsen, da ich bei den Stadtwerken als Zählermonteurin arbeite und das seit einem Jahr. Wenn es jetzt auf einer Baustelle nicht passt und die Zähleranlage nicht TAB-konform ist, dann muss ich den Herren dort ohnehin sagen, dass da etwas falsch ist und geändert werden muss, sonst gibt es keinen Zähler.
J. Mittermaier: Da kommt es dann sehr darauf an, wie gut die Leute vor Ort deutsch sprechen können. Gerade wenn da einer dich nicht versteht und du als Frau versuchst, dem noch zu erklären, was er falsch gemacht hat, dann ist es wirklich schwierig.
V. Sauter: Wobei ich auch nicht falsch verstanden werden will, denn ich mag eine herablassende Art und Weise gar nicht und ich versuche immer kumpelhaft demjenigen mitzuteilen ‚bring das einfach in Ordnung und du bekommst deinen Zähler‘.
J. Mittermaier: Oft sind es auch gerade die jüngeren Männer, die etwas seltsam reagieren.
V. Sauter: Bei mir sind es komischerweise die älteren Frauen. Wenn ich dann vor der Tür stehe und sage, ich muss den Zähler wechseln, dann bekomme ich z.B. ein ‚Machen Sie das?‘ zu hören und ich
denke mir dann nur, ob sie denn noch jemanden sieht oder eventuell meint, dass das mein Werkzeug alleine macht.
J. Mittermaier: Ich möchte aber betonen, dass solche Situationen recht selten vorkommen, denn die meisten Kunden sind sehr nett.
Damit wird es dann auch schon Zeit, denn es ist kurz vor Unterrichtsbeginn und die jungen Frauen schauen schon etwas nervös zur Uhr. Nach diesen wenigen gemeinsamen Minuten bin ich überzeugt davon, dass sie nicht nur ihren Lehrgang »meistern« werden, sondern auch ihre berufliche Zukunft. Vielleicht gibt es ja ein Wiedersehen, wenn ich als älterer Herr einen neuen Zähler benötige. Für mich wäre es dann ein ganz normaler Vorgang.
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