Um Krisen zu bewältigen, erstellt man Notfallpläne, die Reaktionen auf vordefinierte Szenarien festlegen. Eine Pandemie galt hierzulande bisher als unwahrscheinliches Szenario. Im Rahmen der Corona-Krise werden Staat, Gesellschaft und Unternehmen dennoch analysieren müssen, wo ihre Notfallpläne unzureichend waren, und welche Fehler ihnen im Sicherheitsmanagement unterliefen.
Seitens der Politik wurden Entscheidungen getroffen, um Menschenleben zu retten. Diese Wahl kann nicht falsch sein. Wer in einer Gemeinschaft lebt, muss im Ernstfall für das Allgemeinwohl bei seiner persönlichen Freiheit zurückstecken – das ist Demokratie. Auch wenn Kontaktbegrenzung, Shutdown, Produktionsstillstand und Kurzarbeit immense wirtschaftliche Folgen für Staat und Betriebe nach sich ziehen, sind sie aus humanitärer Sicht immer das geringere Übel.
Die Notfallvorsorge der Privathaushalte konnte man beim Einkaufen anhand leergefegter Regale beurteilen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe rät seit Jahren, einen Notfallvorrat einzulagern. Wenn jeder Haushalt diesen angelegt hätte, wären Hamsterkäufe noch überflüssiger als ohnehin schon. Dass die Bevölkerung in Deutschland schlecht auf Krisen vorbereitet ist, ist eigentlich ein gutes Zeichen. Denn wir leben auf einem der sichersten Flecken der Erde: von Naturgewalten wie Vulkanausbrüchen oder Erdbeben unbedroht, von Epidemien wie Ebola oder Malaria weit genug entfernt – bis das Coronavirus die Kontinente übersprang.
Im Gesundheitswesen gilt Deutschland als gut aufgestellt. Dennoch wird man sich im Nachgang fragen müssen: warum waren im medizinischen Bereich Desinfektionsmittel und Schutzmasken bereits nach wenigen Wochen Mangelware oder warum verschwanden Masken-Lieferungen an Krankenhäuser spurlos und diese waren dann auf Materialsendungen aus dem Ausland angewiesen?
Auch die Elektrohandwerksbetriebe machen während der Pandemie Erfahrungen mit dem Notfallmanagement. Plötzlich stehen existenzbedrohende Fragen im Raum: Was, wenn der Chef ausfällt, wie arbeiten wir weiter, dürfen wir noch zum Kunden rausfahren, wie separieren wir unsere Mitarbeiter, wer kann im Home-Office arbeiten, stehen weiterhin alle benötigten Arbeitsmittel bereit und wie verkraften wir die Krise finanziell? Antworten auf solche und weitere Fragen finden Sie in unserer Rubrik Betriebsführung und auf unserer Homepage, wie aktuell unter www.elektro.net/corona.
Als systemrelevante Branche zeigt sich das Elektrohandwerk bisher recht pragmatisch. Aufträge werden unter angepassten Sicherheitsvorkehrungen abgearbeitet, man nutzt digitale Büros und virtuelle Konferenzen. Hersteller und Großhändler beschreiten nötigenfalls neue Wege der Auslieferung, Messen wurden zeitlich verlegt oder in den virtuellen Raum verlagert, Weiterbildungen und Schulungen heißen jetzt Webinare, Verbände wie der ZVEH bieten Hilfestellungen und Leitfäden rund um Kundenkontakt, Arbeitsschutz und Finanzierung an. Es bleibt zu hoffen, dass der sonst so vielgescholtene Alltag bald wieder Einzug erhält. Und von den Fehlern, die bei der jetzigen Krise gemacht wurden, kann das Notfallmanagement der Zukunft nur profitieren.
Weitere wichtigen Informationen zu den Auswirkungen des Coronavirus auf das Handwerk und sonstige nützliche Informationen finden Sie ab jetzt unter www.elektro.net/corona. Diese Seite wird laufend aktualisiert.