Das Ziel der Bundesregierung ist im Klimaschutzpaket klar definiert: Bis 2050 soll in Deutschland eine Treibhausgasneutralität erreicht werden. Licht emittierende Dioden (LEDs) sind ein Baustein, die ambitionierten Vorgaben zu erfüllen. Sie sparen Energie und schädliches CO2 ein, haben eine lange Lebensdauer, sind effizient und leicht wiederverwertbar.
Allerdings schreitet die technologische Entwicklung in sprichwörtlicher Lichtgeschwindigkeit voran, sodass es für E-Fachleute sehr zeitintensiv ist, immer auf dem neuesten Stand zu sein. Erschwerend kommt hinzu, dass es für LED-Hersteller keine einheitlichen Vorgaben zu technischen Produktinformationen gibt. Der marktführende Elektrogroßhändler, die Sonepar Deutschland GmbH, unterstützt Handwerker und Planer mit entsprechender Expertise via unternehmenseigenen »InnovationLab« sowie herstellerneutraler Beratung. Teil des Teams ist Licht-Experte Christoph Paier (Bild 1), der weiß, vor welchen Herausforderungen Fachleute beim Einsatz von LED-Technik stehen und wie diese gemeistert werden können. Wir sprachen mit ihm über seine Erfahrungen mit diesem Themenkomplex.
»de«: Herr Paier, bei der Einsparung von CO2 wird der LED-Technik eine große Rolle zugesprochen. Welche weiteren Faktoren sprechen für ihren Einsatz?
C. Paier: LEDs sind nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll. Sie sind relevante Parameter für Energieeffizienz und Kostensenkung – besonders in Industrie und Gewerbe. Durch effektiv eingesetzte LEDs lassen sich Energieeinsparungen von über 80 % erzielen. Die Potenziale dieser Technik kommen jedoch nur dann zum Tragen, wenn die richtigen Produkte am richtigen Ort eingesetzt werden.
»de«: Worauf müssen Fachleute bei der Auswahl achten?
C. Paier: Es kommt auf die Vorab-Analyse des Einsatzortes an. Denn verschiedene Umgebungen stellen auch diverse Anforderungen an die Beleuchtung, die die Funktionsfähigkeit und die Lebensdauer von LEDs beeinträchtigen. In einer Brauerei treffen sie beispielsweise auf hohe Umgebungstemperaturen und Temperaturschwankungen in Verbindung mit aggressiven Reinigungsmitteln; in einer Waschstraße auf permanent hohe Luftfeuchte. Zudem müssen Normen erfüllt werden. In der Lebensmittelbranche unterliegt LED-Beleuchtung besonderen hygienischen Vorgaben. Laut DIN 105000 des »International Featured Standards Food« darf kein Glas verbaut werden und die LEDs müssen bruchsichere Gehäuse besitzen. Am Markt gibt es zahlreiche Lösungen für alle individuellen Anforderungen. Einheitliche Standards, wie sie es bei herkömmlicher Licht-technik gab, existieren jedoch nicht. Das erschwert Fachleuten die Planung.
»de«: Inwiefern beeinflussen die Hersteller die Planung?
C. Paier: LEDs unterliegen sich rasant entwickelnden technologischen Neuerungen. Für die fachgerechte Planung und Ausführung sind Handwerker und Planer auf die technischen Produkt-Angaben angewiesen. Leider existieren viele unklare und uneinheitliche Angaben, die die Vergleichbarkeit verhindern. So kann es in der Praxis dazu kommen, dass herstellerübergreifend Beleuchtungskomponenten nicht kompatibel sind – z.B. Treiber und LED. Größte Vorsicht ist geboten. Erfüllt die eingesetzte Technik nicht die Anforderungen des Auftraggebers, tritt der Fachmann bei Sach- und Rechtsmängeln in die Gewährleistungspflicht.
»de«: Schneller Wandel, fehlende Standards, Unsicherheit bei der Anwendung: Wie können Fachleute darauf reagieren?
C. Paier: Die ständige Wissenserweiterung zu Neuerungen in der Lichttechnik ist essenziell. Wir von Sonepar unterstützen vor Ort – von der Analyse der Anforderungen an die Beleuchtung, über die individuelle Energieeffizienzberatung, bis hin zur Auswahl der richtigen Produkte.
Unser Know-how stellen wir zudem mittels unternehmenseigenem »InnovationLab« und Kundenschulungen durch die Sonepar Deutschland Technical Solutions zur Verfügung. Über digitale Kanäle, wie einem Blog, werden Trendthemen der Branche für das tägliche Geschäft verwertbar aufbereitet. Beispielsweise wird gezeigt, wie innovativ eingesetzte LED-Technik ihr Potenzial hinsichtlich Nachhaltigkeit und Energieeffizienz ausschöpft. Für die Vergleichbarkeit der Technik ist es grundsätzlich ratsam, die von Herstellerseite kommunizierten Angaben zu verstehen.
»de«: Auf welche Herstellerangaben kommt es für die Vergleichbarkeit von LED-Produkten an?
C. Paier: Auf die sogenannten »Bemessungswerte« – also einen jeweils quantitativen Wert für eine bestimmte Eigenschaft unter spezifizierten Betriebsbedingungen. Einen hohen Interpretationsspielraum erfährt unter anderem die Angabe zur Lebensdauer. Diese wird nicht nur durch einen Totalausfall definiert, sondern vor allem durch das Unterschreiten eines Mindestlichtstroms. Zu dieser Lichtstrom-Degradation, also der linearen Abnahme des Lichtstroms im Laufe der Zeit, kommt es aufgrund der Degradation einer LED-Leuchte oder dem Ausfall einzelner LEDs.
Von Herstellerseite ist die Angabe der mittleren Bemessungslebensdauer »Lx« relevant. Beispiel: L80 heißt, der Lichtstrom geht auf 80 % zurück. 50.000 Stunden Lebensdauer bei L80 bedeuten damit etwas anderes als die gleiche Angabe zur Lebensdauer bei L70. Die Leuchten haben nach 50.000 Betriebsstunden noch 80 % des relativen Lichtstroms, letztere nur noch 70%. Der ZVEI-Leitfaden »Planungssicherheit in der LED-Beleuchtung« beinhaltet weitere Bemessungswerte, die Orientierung für Hersteller und Anwender bieten.
»de«: Welche Prognose lässt sich für die Zukunft von LED-Technik aussprechen?
C. Paier: Energieeffizienz wird bei LED-Produkten auch weiterhin eine große Rolle spielen. Im Labor sind bereits die ersten LEDs mit über 300 lm/W getestet worden. Das lässt absehen, dass wir über kurz oder lang die ersten Leuchten mit Wirkungsgraden von ca. 200 lm/W am Markt vorfinden.
»de«: Wir danken für das Gespräch.