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Fachgerecht geplant, schnell befreit

Notrufeinrichtungen in Aufzügen

Bild 1: Mikrofon-Lautsprecher-Modul mit beleuchteter Notruftaste und Piktogrammen gemäß EN 81-28
Bild 1: Mikrofon-Lautsprecher-Modul mit beleuchteter Notruftaste und Piktogrammen gemäß EN 81-28

Sicherheitstechnische und organisatorische Anforderungen an Aufzugnotrufsysteme werden durch verschiedene Normen und Verordnungen geregelt: DIN EN 81-28, DIN EN 81-70, die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV) sowie TRBS 2181 und 3121 sind bei der fachgerechten Planung und Installation von Notrufeinrichtungen zu berücksichtigen (Bild 1). Nach BetrSichV besteht z. B. die Pflicht zu einer sicherheitstechnischen Bewertung (Gefährdungsanalyse), einer zeitlich angemessenen Reaktion auf Notrufe sowie einer qualifizierten Durchführung von Befreiungsmaßnahmen.

Koordinierte Notrufeinrichtungen

Beim Betrieb von Aufzuganlagen stehen Planer, Architekten und Errichter vor verschiedenen Herausforderungen. Aufzugprojekte besitzen häufig einen hohen Koordinationsaufwand, ein nahtloses Zusammenspiel aller Komponenten ist das Ziel. Die Auswahl der richtigen Komponenten spart hier viel Geld und Zeit.

Zuverlässigkeit, Sicherheit und Langlebigkeit sind nicht nur attraktive, sondern notwendige Eigenschaften für Notrufeinrichtungen. Bei Modernisierungen kommt es auf den Zustand und die Normkonformität der vorhandenen Komponenten an. Aufschaltungen auf Hausmeister-Handys, direkt auf Bereitschafts-Handys oder auf nur zeitweise besetzte Stellen wie Rezeptionen und Nebenstellen im Büro vor Ort, sind nicht mehr zulässig. Befreier oder Dienstleister zur Befreiung vor Ort sind stattdessen als Teil des Alarmplans und beim aufgeschalteten Notdienst zu hinterlegen. Die oberste Priorität bei der Planung von Notrufeinrichtungen liegt bei der Erfüllung der aktuellen sicherheitstechnischen Vorschriften. Nur auf diese Weise bleibt der Aufzug das sicherste Verkehrsmittel in Deutschland.

Herausforderungen bei der Planung

Eine Betrachtung der aktuellen Normen und Verordnungen hinsichtlich einer fachgerechten Planung und Installation von Notrufeinrichtungen zeichnet folgendes Bild:

  • Alle Aufzüge, in denen Personen befördert werden, müssen über ein Sprachnotrufsystem verfügen.
  • Das System muss nach einmaliger Auslösung (Notruftaste) automatisch versuchen, eine dauerhaft erreichbare Leitstelle (Empfangsstelle) zu erreichen (d. h. so lange widerholen, ggf. auf redundanten Stellen), bis die Übernahme des Notrufs von der Gegenstelle bestätigt (quittiert) wird.
  • Das System muss es ermöglichen, ohne Zutun des Insassen Hilfe zu leisten. Hierzu muss zumindest der Standort automatisch bestimmt werden.
  • Das System muss spätestens alle drei ­Tage einen Testanruf (Routine) zur Leitstelle absolvieren, der dort überwacht wird, um das Ausbleiben bei einer Störung zu registrieren.
  • Das Notrufsystem muss bei Stromausfall mindestens eine Stunde funktionsbereit bleiben.
  • Der Aufzug muss mindestens über eine Auslösung am Dach (für den Techniker) und in der Kabine (für den Fahrgast) verfügen. Je nach Bauart wird eine Auslösung unter dem Fahrkorb für die Grube und eine Gegensprechstelle im Maschinenraum (zur Kontaktaufnahme des Befreiers) zur Kabine ­benötigt. Je nach Bauart des Notrufsystems ist zur klaren Verständigung an jeder Auslösestelle auch eine Sprechstelle erforderlich.
  • Die Leitstelle muss neben der zeitnahen und dauerhaften Erreichbarkeit auch die Dokumentation der Notrufe und Testanrufe gewährleisten.
  • Sichtbare Elemente (Piktogramme) für die Anzeige von Notrufzustand, Sprachverbindung und Routine-Fehler sind ab 2020 in Tableau gemäß EN 81-28 gefordert.

Einsatz universaler Einheiten

Bild 2: Das rote Aufzugnotruftelefon 20-0028B wird als Universalnotruf­telefon auf das Kabinendach montiert und bietet neben einer integrierten Sprechstelle Patchkabel für bis zu drei weitere Sprechstellen
Bild 2: Das rote Aufzugnotruftelefon 20-0028B wird als Universalnotruf­telefon auf das Kabinendach montiert und bietet neben einer integrierten Sprechstelle Patchkabel für bis zu drei weitere Sprechstellen

Als technische Lösung kommt ein Universalnotruftelefon wie z. B. das Modell 20-0028B der Notrufzentrale Behnke in Frage (Bild 2). Eine solche universale Einheit dient als zentrales Wahlgerät und Techniker-Sprechstelle am Montageort, dem Kabinendach. Via Steckverbindung werden mehrere Sprechstellen in unterschiedlicher Bauform (Aufputz, Einbaublende, Hinterbaumodul) zur Ausstattung der ­Kabine angeschlossen.

Die Programmierung eines Sammelrufs – ein unverlierbarer Ruf mit bis zu acht Zielrufnummern – gilt für alle Auslösestellen und kann über Leitstand, durch Eingabe direkt am Gerät oder manuell per Telefon aus der Ferne erfolgen. Ebenso wird der automatische Routineruf samt Intervall in ein Universalnotruftelefon einprogrammiert. Der Routineruf kann wahlweise auf eine separate Zielrufnummer geleitet werden, um die Notrufleitung der Leitstelle für Notrufe frei zu halten.

Die Anbindung an das Telefonnetz erfolgt über eine Zwei-Draht-Telefonleitung im Hängekabel des Aufzugs. Am Übergabepunkt kann das Telefon an einer gepufferten analogen Nebenstelle, an einen MSAN-Hauptanschluss (Multi-Service Access Node, Netzwerkknoten zur Verbindung der Kunden-Telefonleitungen mit dem Kernnetz) oder ein GSM-Gateway (Global System for Mobile Communications, Mobilfunkstandard für volldigitale Mobilfunknetze) angebunden werden. Die normkonforme Ansteuerung der Piktogramme erfolgt entweder über die vorhandenen Relais-Ausgänge oder die separate Piktogramm-Ansteuerplatine.

Anschlusstechnik bei der Installation beachten

Die rechtlichen Vorgaben beziehen sich teilweise auf einen nicht mehr verfügbaren Analog-Anschluss und fordern einen zumindest gleichwertigen Ersatz. Der Ersatz der Netzbetreiber (nur bei der Deutschen Telekom erhältlich) lautet MSAN. Dieser Netzwerkknoten im All-IP-Netzwerk stellt einen gepufferten Anschluss für analoge Endgeräte direkt bereit. Der Nachteil von MSAN: keine garantierte Verfügbarkeit!

Bild 3: Das GSM Set kompakt ist ein direkt anschlussfertiges Gateway für analoge Notruftelefone mit integrierter wartungsfreier Pufferung zur Montage an jedem funkentstörten Ort mit 
ausreichender Feldstärke
Bild 3: Das GSM Set kompakt ist ein direkt anschlussfertiges Gateway für analoge Notruftelefone mit integrierter wartungsfreier Pufferung zur Montage an jedem funkentstörten Ort mit ausreichender Feldstärke

Die analoge Nebenstelle eines IP-Netzes ist auch denkbar, so lange vom Aufzug bis zur Leitstelle ein geschlossenes Netz existiert und dieses mindestens eine Stunde gegen Ausfall gesichert ist (USV, unterbrechungsfreie Stromversorgung).

Die Alternative zu beidem bietet ein GSM-Gateway (Bild 3). Das Notrufsystem wird via GSM am gesicherten Funknetz eines Mobil-Netzbetreiber angeschlossen. Die dazu nötige Gateway-Lösung wird unabhängig vom Fahrkorb an empfangsbereiter Stelle montiert. Das Gateway ist über einen Akku gepuffert und versorgt im Ausfall das Notrufsystem mit. Ein Stillsetzkontakt sichert den Aufzug präventiv bei Netzausfall.

Selbstständige Überwachung des Aufzugs realisieren

Wird ein Notruf in der Fahrzeugkabine ausgelöst, baut die Sprechstelle automatisch eine Verbindung zur Notrufzentrale bzw. zum Leitstand auf. Die Notrufzentrale leitet Maßnahmen zur Personenbefreiung ein. Bei der Realisierung einer selbstständigen Aufzugüberwachung reicht das Dienstleistungsangebot von der normkonformen Aufschaltung über die eindeutige Lokalisierung und lückenlose Protokollierung im Notruf-Fall bis hin zur Personenbefreiung.

Das Telefon nutzt bei einem Notruf eine reine Sprachverbindung und überlässt Identifizierung, Quittierung und Definition (ob Notruf oder Routineruf) des Anrufs dem Empfänger (manuelle Bedienung). Alternativ wird ein Einfach-Dialog in der eingesetzten Empfangstechnik bei bereits vorhandenen Leitstellen implementiert, in dem die Kennung sowie der Status mittels Mehrfrequenztastenwahltönen abgefragt wird.

Professionelle Lösungen wie der Behnke-Leitstand, die ab einer kritischen Masse an Aufschaltungen eingesetzt werden, automatisieren den gesamten Vorgang an einem Bildschirmarbeitsplatz. Die Dokumentation, Quittierung und Abfrage erfolgt bei Bearbeitung der Anrufe automatisch. Dasselbe gilt für die Überwachung von Testergebnissen. Diese werden ebenfalls automatisch, quittiert und ausgewertet.

Das Notruftelefon kann erst angeschlossen und aufgeschaltet werden, wenn der Telefonanschluss bereitsteht bzw. das GSM-Gateway funktionsfähig installiert ist. Nach der Installation des Notruftelefons und des ggf. benötigten Zubehörs, kontaktiert der Aufzugmonteur den Service-Operator und veranlasst die Aufschaltung der Anlage. Der Operator führt die Aufschaltung durch und informiert den Monteur, wann der Praxistest durchgeführt werden kann. Dazu wird ein Notruf ausgelöst. Dieser muss vom Notrufleitstand korrekt empfangen werden. Gleichzeitig werden Identifikation und Sprachqualität überprüft. Ist das Ergebnis in allen Bereichen zufriedenstellend, wird der Vorgang abgeschlossen: der Aufzugnotruf funktioniert.

Fazit

Jeder Aufzug benötigt eine Notruflösung. Die Montage wird in Absprache mit dem Errichter geplant, um den Hardware-Bedarf am Aufzug zu klären. Im Vorfeld ist mit dem Betreiber zu entscheiden, wie eine normkonforme Aufschaltung (Notrufannahme) ermöglicht werden soll. Hierzu muss geklärt werden, wo der Notruf bearbeitet wird und wie diese Stelle zu erreichen ist. Daraus resultiert die Planung für den nötigen Anschluss.

Sollte ein Betreiber den Notruf selbst bearbeiten wollen, muss er sicherstellen, dass alle Auflagen an der Empfangsstelle erfüllt werden, um das Notrufsystem korrekt zu bedienen. Sonst verliert er die Normkonformität trotz der Verwendung eines normkonformen Telefons. Er kann sich selbst oder eigenes Personal zur Befreiung im Alarmplan vorsehen, aber die Bearbeitung oder Überwachung des Notrufs muss an eine professionelle Leitstelle (Wachdienst oder Notdienst des Errichters) übertragen werden.

Über die Autorin
Autorenbild
Elena Belenkaja

Notrufzentrale Behnke GmbH, Kirkel

Über die Firma
Telecom Behnke GmbH
Kirkel
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