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Auswirkungen der Corona-Krise

Weiterhin gute Konjunktur im Elektrohandwerk

Bild: Ulrich C. Heckner erläutert in einem Gespräch die aktuelle wirtschaftliche Situation in den Betrieben des Elektrohandwerks
Bild: Ulrich C. Heckner erläutert in einem Gespräch die aktuelle wirtschaftliche Situation in den Betrieben des Elektrohandwerks

Die  Redaktion »de« befragte unseren Autor Ulrich C. Heckner, welche Einschätzung er bezüglich der Entwicklung des Elektrohandwerks in nächster Zeit hat und wie sich die Branche insgesamt entwickelt (Bild 1). Anhand seiner Aussagen haben unsere Leser eine gute Orientierung, um selbst zu beurteilen, in welche Richtung sich ihre Betriebe entwickeln.  

»de«: Herr Heckner, die Wirtschaftsweisen sprechen von einem konjunkturellen Rückgang in Deutschland in einer Größenordnung von über 10 %. Lässt sich dies auch nach Ihren Daten und Zahlen im Elektrohandwerk beobachten?

U. C. Heckner: Einige Elektrohandwerks­betriebe leiden unter den Auswirkungen der Corona-Krise, allerdings verbucht die Mehrzahl der Elektrohandwerker bis zum Sommer 2020 eine sehr positive Entwicklung.

»de«: Gibt es aus dem Elektrohandwerk ­heraus auch Informationen, wie sich die Mitarbeiter verhalten und ob sich bei der Mitarbeiterführung etwas geändert hat?

U. C. Heckner: Viele Betriebe berichteten im März, also zu Beginn des Lockdowns, von steigenden Krankenzahlen der Mitarbeiter. Nachdem sich aber herausgestellt hat, dass sich die Entwicklung der Branche durchaus positiv darstellt, ging es auch mit der Gesundheit der Mitarbeiter des Elek­trohandwerks aufwärts. Viele Betriebe berichten, dass im Juni und Juli die Krankheitstage im Vergleich zum Vorjahr deutlich weniger geworden sind. Gleichzeitig machen sich offensichtlich manche Mitarbeiter Gedanken darüber, wie es um die ­Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes bestellt ist. Manche Unternehmer vermuten, dass deshalb die Krankenquote geringer ist als noch vor einem Jahr.

»de«: Wie viele Betriebe arbeiten nach ­Ihrer Einschätzung denn derzeit kurz?

U. C. Heckner: Im März haben nahezu alle Betriebe, die über ein Ladengeschäft verfügen, die Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Nachdem die kleineren Läden schon nach relativ kurzer Zeit wieder öffnen durften, wurde die Kurzarbeit auch im Ladengeschäft meist aufgehoben. Nach meinen Einschätzungen sind es weniger als 5 % der Elektrohandwerksbetriebe, die für einen erwähnenswerten Anteil der Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet haben und diese praktizieren. Der typische Elektrohandwerksbetrieb nutzt das Instrument Kurzarbeit derzeit nicht!

»de«: Wie haben denn die Betriebe, die über ein Ladengeschäft verfügen, die Corona-Krise überstanden?

U. C. Heckner: Frappierend sind aus meiner Sicht die Erfahrungen derer, die über ein Ladengeschäft verfügen. Diese Betriebe haben nämlich durchweg darüber berichtet, dass die Umsätze im März und April 2020 deutlich über den Werten des Vorjahres lagen. Obwohl gerade die kleineren Ladengeschäfte schwer ums Überleben kämpfen aufgrund von Spannenverfall und zurückgehenden Preisen, haben die kleinen Betriebe von der Schließung der Großfläche profitiert. Es gibt nach wie vor einen sehr stabilen und treuen Kundenstamm für kleinere Fachgeschäfte. Diese Betriebe haben die Krise also gut überstanden, und es ist diesen über die Serviceleistungen auch gelungen, die Kunden auch nach der Wiedereröffnung von Mediamarkt & Co. weiter bei der Stange zu halten.

Auswertung von aktuellen Daten

Um die Entwicklung des Elektrohandwerks zu dokumentieren, hat die Unternehmens­beratung Heckner aus Erfa-Gruppen und Busch-Jaeger-Netzwerkgruppen Zahlenmaterial ausgewertet. Diejenigen Betriebe, die Zahlenmaterial lieferten, entwickeln sich durchaus positiv.

Betrachtet man in der Tabelle 1 die Zahlen aus Baden-Württemberg, dann ist zu ­beobachten, dass es – wenn überhaupt – nur einen geringen Rückgang des Auftragsvorlaufs gibt. In der Gruppe der neuen Bundesländer ist es noch gravierender. Keiner der Betriebe berichtet über einen Rückgang des Auftragspolsters, zwei Betriebe haben sogar ein höheres Auftragspolster als noch vor ­einem Jahr.

Tabelle 1: Übersicht Auftragsvorlauf
Tabelle 1: Übersicht Auftragsvorlauf

Bei den bayerischen Betrieben ergibt sich ein ähnliches Bild. Nur ein Unternehmen musste einen deutlichen Auftragsrückgang hinnehmen (Fa. 1 in Bayern), alle anderen konnten ihre Situation stabilisieren. Natürlich ist abzuwarten, die sich die Lage in den nächsten Monaten weiter entwickelt, aber dennoch sieht es so insgesamt positiv für das Elektrohandwerk aus.

Die Erhebungen der Daten der Betriebe Baden-Württemberg, neue Bundesländer und Bayern sind allesamt im Juli 2020 durchgeführt worden. Gleichzeitig wurden auch in einigen der Erfa-Gruppen Daten ­bezüglich der Umsatzentwicklung erhoben (Tabelle 2).

In der Gruppe der neuen Bundesländer sind die Umsätze von Januar bis Juni, in der Gruppe Bayern von Januar bis Mai zusammengefasst.

Tabelle 2: Übersicht Umsatz (kumuliert)
Tabelle 2: Übersicht Umsatz (kumuliert)

Fazit und Ausblick

Im Sommer 2020 stellt sich die Lage für das deutsche Elektrohandwerk durchaus positiv dar. Umsatz und Auftragsvorläufe zeigen ein stabiles Bild. Die Betriebe müssen sich (noch) keine Sorgen um ihre Zukunft ­machen.

Ulrich C. Heckner, unser Gesprächspartner, meint allerdings, dass sich im Frühjahr 2021 entscheiden wird, welche Einflüsse das Handwerk zu spüren bekommt.

Über den Autor
Autorenbild
Dipl.-Kommunikationswirt Roland Lüders

Redaktion »de«

Über die Firma
Ulrich C. Heckner
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