Der organisch geschwungene Baukörper des Düsseldorfer Schauspielhauses bildet mit dem benachbarten Dreischeibenhaus eines der bedeutendsten Architektur-Ensembles der deutschen Nachkriegsmoderne. Das Büro ingenhoven architects erhielt den Auftrag zur Sanierung des denkmalgeschützten Theaters.
Im Zuge der Sanierung wurde die historische Struktur des Gebäudes, das sich in ein Großes Haus mit rund 760 Zuschauerplätzen und ein Kleines Haus mit bis zu 300 Plätzen aufteilt, erhalten. Dach und Fassade wurden erneuert und alle öffentlichen Bereiche unter Einhaltung strenger Denkmalschutzauflagen modernisiert.
»Auch das ursprüngliche Beleuchtungskonzept aus der Feder des Lichtplaners Hans T. von Malotki wurde weitestgehend beibehalten, technisch allerdings komplett überarbeitet. In einigen Bereichen wurde das Konzept erweitert und auf die neuen Anforderungen durch das Schauspielhaus angepasst, stets in enger Absprache mit dem Denkmalschutz«, erklärt der Lichtplaner Prof. Clemens Tropp von Tropp Lighting Design GmbH.
Beleuchtungslösungen im denkmalgeschützten Bestand
Ein wesentlicher Aspekt für das architektonische Konzept des Umbaus war die (Wieder)herstellung von Sichtbezügen zwischen Stadtraum und Schauspielhaus. In Absprache mit dem Denkmalschutz wurde der Eingang zum Großen Haus deutlich offener und transparenter gestaltet. Die getönten Scheiben der Fassade wurden durch Klarglas ersetzt. Auch die Lichtstimmung des neuen Eingangsbereichs soll einladend und dabei festlich wirken: In den Abendstunden erzeugt die neue Beleuchtung ein brillantes und von außen sichtbares warmes Licht.
Das gesamte Relighting erfolgte daher mit LED-Lichtwerkzeugen mit einer warmweißen Lichtfarbe von 3000K. Zudem sollten keinerlei Reflexe auf der Fensterfront den Ausblick von innen nach außen in den Stadtraum beziehungsweise den Garten hinter dem Gebäude stören. Dafür wurden innen entlang der Glasfassade des Foyers zylinderförmige LED-Deckenaufbauleuchten (Dali Steuerung, 24W LED) installiert, die mit »Erco individual« mit einem schwarzem Abblendkonus und besonders engen Abstrahlwinkel angepasst wurden.
Im Umgang, der den neuen Eingangsbereich mit dem großen, repräsentativen Foyer verbindet, wurde das bestehende Beleuchtungskonzept mit LED-Einbauleuchten (Dali Steuerung, 24W LED) optimiert: »Die Position der Downlights haben wir weitestgehend so belassen, wie im Ursprungskonzept von 1970 vorgesehen«, so Lichtplaner Clemens Tropp. »Über die neuen Leuchten mit Lichtverteilung Spot haben wir bewusst Lichtinseln geschaffen, die Highlights auf dem Boden setzen und die Materialität des Fliesenmosaiks stärker herausarbeiten.« Neue Wandfluter mit justierbarem Lichtaustritt setzen die aufwendig restaurierten Sichtbetonwände des Umgangs in Szene. Die gesamte, auf Energie sparende, langlebige und wartungsfreie LED-Lichtwerkzeuge umgestellte Beleuchtung des Foyers ist über Dali flexibel steuerbar. »Verschiedene Lichtszenen für die unterschiedlichen Nutzungsarten des Foyers wie Empfang, Pause oder Lesung wurden vorprogrammiert und können nach Bedarf abgerufen werden«, erläutert Lichtplaner Clemens Tropp.
Die zentrale Stütze des großen Foyers
Bernhard Pfau organisierte das große Foyer um eine massive, nach unten konisch zulaufende Stütze, die insgesamt 23 bis zu 15 Meter lange radial verlaufende Stahlbetonunterzüge trägt. Dieses wesentliche architektonische Element wurde im Zuge der Sanierung besonders spektakulär illuminiert. »Tesis«-Bodeneinbauleuchten wurden so modifiziert, dass sie an den Bestandpositionen rund um die Stütze eingesetzt werden konnten. Sie beleuchten die skulpturale Stütze sowie die Rippenstruktur der Deckenuntersicht mit einem exakt definierten Verlauf von unten nach oben und vom Zentrum nach außen. Zwischen den Unterzügen der Betonrippendecke wurden modifizierte
»Gimbal«-Aufbaustrahler in Paaranordnung installiert (Dali Steuerung, 2x38W LED), deren kardanische Schwenkmechanik es ermöglicht, die Lichtkegel präzise auszurichten. »Diese ausgeklügelte und in enger Zusammenarbeit zwischen uns, den Architekten und den Lichtspezialisten von Erco entwickelte, maßgefertigte Beleuchtung schafft eine phantastische Lichtwirkung«, zeigt sich Clemens Tropp begeistert. »Die Betonunterzüge der Decke scheinen tatsächlich organisch aus der zentralen Stütze zu wachsen, was dem Raum nun die große Geste verleiht, die ihm Bernhard Pfau zugedacht hat. Gleichzeitig nimmt diese Art der Beleuchtung der massiven Konstruktion ihre Schwere.«