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Über einhundert Jahre Antriebstechnik aus Haldensleben

Bär Elektromaschinen

Bär Elektromaschinen
(Bild: Bär Elektromaschinen)

Haldensleben, ca. 20 km nordwestlich von Magdeburg, wirbt mit dem Slogan »Wer kommt, bleibt«. Ein Motto, das sich auch der Elektromaschinenbetrieb Bär auf die sprichwörtliche Fahne schreiben könnte, denn eigentlich existiert das Unternehmen schon seit Ende des ersten Weltkriegs, also einer Zeit, die von Aufbruch und Neuanfang gekennzeichnet war.

Bild 1: Anzeige im Wochenblatt von 1919 zur Gründung des Betriebs in Althaldensleben durch Heinrich Schulze
Bild 1: Anzeige im Wochenblatt von 1919 zur Gründung des Betriebs in Althaldensleben durch Heinrich Schulze

Gegründet wurde es vorrangig als Betrieb für »elektrische Licht- und Kraftanlagen« von Heinrich Schulze, der den »geehrten Einwohnern von Althaldensleben« die Nachricht am 22.6.1919 mit einer ordentlichen Portion Pathos im Wochenblatt überbrachte (Bild 1). Nach fast 42 Jahren, nämlich am 1.4.1961, ging der Betrieb dann an die Familie Bär über. Arbeitsschwerpunkt war damals die Reparatur von Pumpen, die vor allem aus landwirtschaftlichen Betrieben kamen.

Heute, 60 Jahre nach der Übernahme und insgesamt über 100 Jahren am Standort (Bild 2), ist Bär Elektromaschinen vielseitig aufgestellt:

  • Wartung und Reparatur von verschiedenen Motoren wie Drehstrom-, Gleichstrom-, Servo- und natürlich auch Pumpenmotoren
  • Instandsetzung von Getriebemoren und Industriegetrieben
  • Wartung, Prüfung und Neuwicklung von Generatoren
  • Schwingungsmessungen und Thermo­grafie.

Die insgesamt zwölf Mitarbeiter, davon zwei Auszubildende zum Elektroniker für Maschinen und Antriebstechnik, arbeiten ausnahmslos für Kunden aus der Industrie. Inhaber ist in zweiter Generation mittlerweile Bernd Bär (Bild 3).

Fragen an Bernd Bär

»ema«: Herr Bär, was war damals der Grund für die Betriebsübernahme durch Ihren Vater, Peter Bär?

Bild 2: Ehrenurkunde der Handwerkskammer Magdeburg zum 100-jährigen Bestehen des Betriebs
Bild 2: Ehrenurkunde der Handwerkskammer Magdeburg zum 100-jährigen Bestehen des Betriebs

Bernd Bär: Mein Vater stammte aus der Nähe von Bautzen und erlernte dort das Elektromaschinenbauerhandwerk. Durch seine Schulzeit in Burg bei Magdeburg war ihm die Gegend um Haldensleben bekannt und er lernte dadurch auch den Betrieb von Herrn Schulze kennen, arbeitete dort mit und legte in dieser Zeit – das war Ende der 1950er-Jahre – seine Meisterprüfung ab. Inzwischen hatte Heinrich Schulze auch ein stattliches Alter erreicht und war froh, dass er seinen Betrieb als Handwerksbetrieb an meinen Vater übertragen konnte und nicht in staatliche Hände geben musste, sonst wäre daraus eine Genossenschaft geworden.

Der Schwerpunkt der Arbeit damals war die Reparatur von Elektromotoren. Es gab zu dieser Zeit sehr viele Sägewerke und landwirtschaftliche Betriebe mit entsprechenden Pumpen etc. Das Neuwickeln dieser Motoren – zu dieser Zeit noch mit Aluminiumwicklungen – war die Grundlage für uns. Die größte Herausforderung für meinen Vater bestand allerdings in der Materialbeschaffung, die – wie sich denken können – in der damaligen DDR nicht ganz einfach war.

»ema«: Wo liegt heute der Schwerpunkt Ihrer Arbeit?

Bernd Bär: Heute kommen dann auch mechanische Komponenten wie etwa Getriebe und die entsprechenden Reparaturen hinzu, und es gibt zusätzlich auch die Arbeiten an Generatoren. Dreh- und Angelpunkt unserer Arbeit bleibt aber der Elektromotor. Jedoch befinden sich im Umfeld der Motoren auch elektronische Ansteuerungen oder Getriebeteile hin zu der jeweiligen Anlage, die mittlerweile in die Arbeit bei uns als reinem Industriedienstleister mit eingeflossen sind. Somit liefern, warten und reparieren wir komplette Anlagen für die Industrie, wodurch ein weiterer Schwerpunkt, nämlich die vorbeugende Instandhaltung, sich zu unserem Arbeitsalltag hinzugesellte. Wir begleiten also die Motoren während des Lebens­zyklusses, nehmen beispielsweise Schwingungs- oder Isolationsmessungen vor und vermeiden dadurch Ausfälle. An dieser Stelle kommt uns zugute, dass wir uns frühzeitig mit den genannten Messungen beschäftigt haben und wir uns so, durch die vorausschauende Wartung und Instandhaltung, ein zusätzliches und gutes Geschäftsfeld erarbeiten konnten. 

»ema«: Die zurückliegenden Jahre waren geprägt durch die Pandemie. In welcher Form haben Sie Auswirkungen gespürt?

Bild 3: »Wir müssen auf uns aufmerksam machen«, Bernd Bär, Inhaber von Bär Elektromaschinen
Bild 3: »Wir müssen auf uns aufmerksam machen«, Bernd Bär, Inhaber von Bär Elektromaschinen

Bernd Bär: Zunächst haben wir vor ca. eineinhalb Jahren schnellstmöglich ein wirksames Hygienekonzept erarbeitet und aufgestellt. Mir war dabei wichtig, dass sich alle Mitarbeiter damit wohl fühlen. In diesem Zeitraum merkten wir aber auch, dass die Anfragen unserer Kunden weniger wurden, weil man dort selbst nicht wusste, wie sich alles entwickeln würde. Doch nach einer relativ kurzen Zeit der Verunsicherung ging es schon wieder weiter, weil wir auch den Kontakt zu unseren Kunden suchten und aufrecht erhielten während dieser Phase.

Viel deutlicher spürbar sind aber derzeit die Lieferschwierigkeiten für bestimmte Materialien oder Verschleißteile. Von einem Lieferanten für Standard-Kugellager hörten wir die Aussage, dass er z. B. einen bestimmten Typ erst wieder ab Mai kommenden Jahres liefern kann. Das ist dann schon etwas, was einem Kopfzerbrechen bereitet. Im Grunde genommen macht das sogar mehr Sorgen als der Ausbruch der Pandemie im vergangenen Jahr.

»ema«: Welche Fähigkeiten muss ein Elektromaschinenbauerbetrieb Ihrer Meinung nach in 20 Jahren noch mitbringen, wenn er sich dann weiterhin am Markt erfolgreich behaupten möchte?

Bernd Bär: Wer in 20 Jahren noch erfolgreich am Markt vertreten sein möchte, muss sich unbedingt mit dem Thema Ausbildung beschäftigen. In unserer Gegend gibt es z. B. kaum genügend Bewerber für den Beruf des Elektromaschinenbauers und so sind wir sehr viel unterwegs auf Jobmessen oder in Sekundarschulen und auch Gymnasien. Wir bieten ein Praktikum an oder weisen auf den »Boys-und-Girls-Day« hin, um das Interesse bei den jungen Menschen zu wecken. Dieses Interesse ist ja ohnehin schon auf recht niedrigem Niveau und wenn wir uns dann gar nicht rühren würden, hätten wir natürlich auch ein wenig selbst daran schuld, irgendwann mit unserem Beruf nicht mehr wahrgenommen zu werden.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Messtechnik. Ich denke, man sollte sich schon heute mit der Messtechnik von morgen beschäftigen, da wir in Zukunft – in Bezug auf die immer energieeffizienteren Motoren – immer mehr Messungen, beispielsweise nach einer Reparatur, durchführen müssen, um dem Kunden nachweisen zu können, dass seine Maschine in Ordnung ist.

Und schließlich sehe ich persönlich auch einen großen Vorteil darin, wenn man Innungs- und Verbandsmitglied ist und dadurch in Zukunft nicht alleine dasteht.

»ema«: Herr Bär, vielen Dank für das interessante Gespräch.

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Über den Autor
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Marcel Diehl

Redaktion »de«

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