Auch für die vergangenen sechs Monate zeigt die traditionelle, in der Zeit vom 14. bis zum 18. Februar unter rund 18.000 elektrohandwerklichen Betrieben durchgeführte Frühjahrskonjunkturumfrage des ZVEH wieder einen stabilen Geschäftsklimaindex. Mit 83,9 Punkten hat sich dieser auf einem hohen Niveau eingependelt.
Gewinnentwicklung der vergangenen sechs Monate
71,3 % der Umfrage-Teilnehmer gaben an, ihre Geschäftslage sei gut bis sehr gut. 25,1 % sind zufrieden mit der Geschäftssituation und weniger als vier Prozent (3,5 %) meldeten, dass ihre Situation gegenwärtig schlecht ist. Negativ auf das Geschäft wirkten sich vor allem die Materialengpässe und Lieferverzögerungen in vielen Produktbereichen sowie die damit verbundenen Preissteigerungen aus. Sie führen dazu, dass Betriebe Aufträge nicht abarbeiten können; auf den Preissteigerungen bleiben sie teilweise sitzen. Entsprechend gaben 35 % der Betriebe an, dass ihre Gewinne infolge der Lieferengpässe und Preissteigerungen stark oder sogar sehr stark gesunken seien. Quarantäne-bedingte Mitarbeiterausfälle (oder Ausfälle durch die Betreuung von Kindern) führten in 21,1 %, Hygieneauflagen in 23,2 % der Betriebe zu starken oder sehr starken Gewinneinbußen.
Dass insgesamt mehr als 96 % der Betriebe die Geschäftssituation derzeit als gut oder zumindest zufriedenstellend bewerten, zeigt jedoch, dass die genannten Corona-Effekte den positiven Trend in den E-Handwerken nicht stoppen konnten. Das belegt auch der Vergleich mit dem für die Elektrohandwerke sehr guten Vor-Corona-Jahr 2019. So gaben bei der Frühjahrskonjunkturumfrage 2022 immerhin 75,2 % der Firmen, die 2019 Gewinne erzielten, an, dass sie diese hätten halten oder sogar steigern können.
Optimistischer Ausblick auf die Zukunft
Auch die Einschätzungen für die kommenden Monate fallen überwiegend positiv aus. 27,7 % der E-Unternehmen glauben aktuell, dass sich ihre geschäftliche Situation künftig weiter verbessern wird. 62,3 % gehen von einer gleichbleibenden Situation aus. Zu der positiven Sicht trägt vermutlich auch die Tatsache bei, dass über die Hälfte (50,7 %) der Betriebe meldet, ihr Auftragsvolumen bei privaten Auftraggebern in den letzten sechs Monaten nochmals gesteigert zu haben.
Wichtiges Signal hinsichtlich Fachkräftebedarf
Für die Abarbeitung der großen Auftragspolster braucht es allerdings das entsprechende Personal. Das ist bereits jetzt knapp. Die Zahl der offenen Stellen, im Frühjahr zwar wegen der (noch) offenen Ausbildungsplätze traditionell höher, stieg wieder an und ist mit 63,9 % annähernd so hoch wie im Frühjahr 2020, vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Dazu passt, dass sich die Zahl der beschäftigten Mitarbeiter nach Jahren des Wachstums zu stabilisieren scheint. So meldet zwar ein Sechstel der Betriebe (16,4 %), dass die Zahl der Mitarbeiter in den letzten sechs Monaten gesteigert werden konnte. Annähernd ebenso viele Betriebe (15,9 %) verzeichnen jedoch Mitarbeiterrückgänge.
Politik muss mit Maßnahmen unterstützen
Der ZVEH hatte bereits Anfang Januar 2022 darauf verwiesen, dass das über ein Jahrzehnt anhaltende organische Wachstum der E-Handwerke allein nicht mehr ausreichen wird, um zukünftige Märkte versorgen zu können und klargemacht, dass es dringend Maßnahmen wie zum Beispiel einer Gleichstellung von beruflicher und akademischer Bildung bedarf. Hier sieht die elektrohandwerkliche Organisation auch die Bundesregierung in der Pflicht und fordert, den Aufbau künftiger Fachkräfte mit politischen Maßnahmen zu flankieren.
»Die aktuelle ZVEH-Frühjahrskonjunkturumfrage zeigt: Die Elektrohandwerke sind auch nach zwei Jahren Pandemie sehr gut aufgestellt. Sie sind systemrelevant und erweisen sich damit als erfreulich krisenfest«, so ZVEH-Hauptgeschäftsführer Ingolf Jakobi: »Das lässt uns mit Optimismus in die Zukunft schauen. Allerdings zeigt die Befragung auch, dass hinsichtlich der Fachkräfteproblematik Handlungsbedarf besteht. Um die anstehenden Aufgaben, allen voran Digitalisierung und Energiewende, umzusetzen, braucht es ausreichend qualifiziertes elektrohandwerkliches Personal. Die Elektrohandwerke haben, was ein Wachstum aus eigener Kraft angeht, das Ende der Fahnenstange erreicht. Es braucht jetzt dringend die Unterstützung der Politik, um den Fachkräftebedarf der Zukunft zu sichern!«