Bei der Staffelstabübergabe an seinen Nachfolger Alf Henryk Wulf stellt der scheidende VDE-Präsident Prof. Dr. Armin Schnettler eine Frage, die wohl viele Menschen derzeit bewegt: »Wer hätte vor zwei bis drei Jahren gedacht, dass eine VDE-Präsidentschaft unter komplett anderen Rahmenbedingungen steht, mit globaler Pandemie, globalen Lieferschwierigkeiten, russischem Angriffskrieg und Energiekrise?«
Dennoch sei es dem VDE als Team mit all seinen Mitgliedern gelungen, sicher durch schwierige Zeiten zu steuern und neue Themen wie Wasserstoff oder Künstliche Intelligenz erfolgreich voranzutreiben. Ähnliche Erfolge und »auch die erforderliche Portion Glück« wünscht Schnettler seinem Nachfolger, der zum 1.1.2023 das Amt des VDE-Präsidenten übernimmt.
Bandbreite vergrößern, offen kommunizieren
In seiner zweiten Amtszeit als VDE-Präsident will Wulf vor allem auf eine höhere Sichtbarkeit des VDE sowie eine größere inhaltliche Bandbreite hinarbeiten: »Dazu zählen alle Bereiche der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik, sowie angrenzende Bereiche, womit ich drei ganz bestimmte meine: die Umwelttechnik, das Transportwesen inklusive maritimem Teil sowie individuellem Verkehr und das Segment der modernen Energie.« Um dies zu erreichen, sei es notwendig, dass sich alle daran beteiligten und eine offene Kommunikation stattfinde.
In die Zukunft mit All Electric Society und VDE-Campus
Ein weiterer Baustein für die Zukunft ist aus Sicht des neuen VDE-Präsidenten die All Electric Society. Das Konzept sieht vor, dass regenerativ erzeugte Elektrizität weltweit zur neuen primären Energieform wird und fossile Brennstoffe ersetzt. Grundlage ist eine energietechnische Sektorenkopplung im Netz, also ein integriertes System aller Nutzer in der Mobilität, im Wärmesektor, in der Industrie etc. Zentral ist dafür die informationstechnische Sektorenkopplung, denn für die Steuerung werden Informationen aus allen Bereichen benötigt. Somit würden künftig in diesem Kontext Fragen der Elektro- und Informationstechnik zentral.
Um die Entwicklung fachlich auf allen Ebenen unterstützen zu können, sei es wichtig, den VDE-Campus als Begegnungsstätte für die eigenen Fachgesellschaften und Interessierte und Engagierte außerhalb des VDE zu realisieren. Auf dem neuen Campus werde zudem das Prüf- und Zertifizierungsinstitut vertreten sein sowie die DKE als Kern der Normung und alle anderen Bereiche der VDE-Gruppe. Wulf betont auch die Bedeutung der Normung für den Rollout von Innovationen: »Ich möchte Frankfurt auf diese Weise als Mittelpunkt der Normungswelt etablieren. Ich möchte, dass aus diesem Forum heraus Inhalte kommuniziert werden, die politischen Entscheidungsträgern eine präzise Grundlage für zukunftsweisende Weichenstellungen bieten.«