Wenn Sie in einer deutschen Metropolregion als Elektrohandwerker tätig sind, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass Sie bereits »Opfer« der sog. Klimakleber geworden sind. Deren Protestaktionen sollen die Menschen hierzulande wachrütteln und ein Signal für den Klimawandel sein. Frei nach dem Motto »Ihr müsst Euer Verhalten ändern, sonst geht die Welt unter« werden von den Aktivisten Verkehrswege blockiert und so vielleicht die eine oder andere Baustelle gleich mit aus dem knappen Zeitplan katapultiert.
Einen etwas provozierenden Vorschlag, der aber durchaus ernst gemeint war, machte jüngst der Bauunternehmer Franz Xaver Peteranderl aus Garching bei München. Er machte allen Klimaaktivisten, die sich dem Festkleben als Aktionsform verschrieben haben, das Angebot, doch in seinem Unternehmen einen Ausbildungsvertrag zu unterschreiben, um so die Chance zu bekommen, aktiv für die Klimarettung tätig zu werden.
Angesichts fehlender Fachkräfte und dem sich abzeichnenden riesigen Auftragsvolumen für das Fachhandwerk beim Umbau des Energiesystems in Deutschland, ist dies sicher kein schlechter Gedanke. Nun ist Peteranderl zwar kein Elektrohandwerker, doch als Vizepräsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) und Präsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern kennt er die Situation im Gesamthandwerk ganz genau.
Auf dem Kongress Zukunft Handwerk auf der Internationalen Handwerksmesse in München vor einigen Wochen inspirierte er das Publikum während einer Podiumsdiskussion mit weiteren Vorschlägen. Spannend fand ich als interessierter Zuschauer dabei seinen Ansatz, die Barrieren zwischen Akademikern und Handwerkern einzureißen und für mehr Austausch zwischen beiden Bereichen zu sorgen. So hat man in München und Oberbayern beispielsweise die Studentenwohnheime für Handwerksmeister geöffnet. Der sich dabei etablierende Austausch zwischen Theorie und Praxis kann helfen, gute Lösungen für Projektaufgaben zu finden und auch gegenseitiges Verständnis aufzubauen.
Sein Angebot an die Klimakleber unterbreitete Peteranderl dort erneut. Auf das Elektrohandwerk gemünzt, könnte ich mir schon vorstellen, dass z.B. die Initiative der E-Zubi-Kampagne hier helfen kann. Dort hat man bereits ein umfangreiches Informationsangebot für angehende Azubis geschaffen. Mit mehreren Blogs wird das Berufsfeld des Elektronikers umfassend und jugendgerecht vorgestellt. Dabei werden auch Potenziale für den Klimaschutz erläutert.
Viele Elektrohandwerksbetriebe gehen bereits aktiv an die jungen Zielgruppen heran, bieten Praktika an und informieren auf Ausbildungstagen, direkt in Schulen und veranstalten Tage der offenen Tür. Auch die sozialen Medien werden immer intensiver genutzt. Das Potenzial ist dennoch weiterhin groß. Denn immer noch liegt die Abbrecherquote im Gesamthandwerk laut ZDH bei über 30 %. Hier müssen sich alle Beteiligten fragen, was sich noch verbessern lässt, damit diejenigen, die sich für eine Ausbildung im E-Handwerk entscheiden, auch durchziehen und nicht vorzeitig das Handtuch werfen.
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