Der Stand der Informationstechnik zu meiner Schulzeit war ein »MS-DOS«-Betriebssystem, das weiße Schrift auf schwarze Bildschirme listete, fiepende Modems, kostenpflichtige Einzelverbindungen und der Webbrowser »Netscape Navigator«, der während zeilenbasierter Ladevorgänge hunderte Sternschnuppen hinter sein Steuerrad herabstürzen ließ. Die damals noch gesellschaftsfähige Einschätzung, dass dieses »Worldwideweb« ein vergänglicher Trend sei, hat sich nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: Heute stehen Gesellschaften, die mit der schnell fortschreitenden Digitalisierung nicht Schritt halten können, hinsichtlich Wirtschaft, Wissenschaft, Kommunikation und Eigenschutz schnell im Abseits.
Die politische Willensbekundung ist da: Digitale Agenda 2014-2017 (flächendeckender Ausbau von Hochleistungsnetzen), Digital-Gipfel (Ausbau von Breitband und Infrastruktur) und Gigabit-Strategie (Glasfaseranschluss für mindestens 50 % der Haushalte und Unternehmen) sind Beispiele dafür, dass die Leitplanken zur digitalen Transformation beschlossen und gesetzt werden. Allein an der zeitnahen Umsetzung mangelt es bekanntlich häufig.
So auch beim »Digitalpakt Schule«, der eine Förderung zur Verbesserung der digitalen Ausstattung in Schulen bietet. Allein der Bund stellt dafür über fünf Jahre 5 Mrd. € aus dem Sondervermögen »Digitale Infrastruktur« zur Verfügung. Förderfähig sind laut Bundesministerium für Bildung und Forschung u. a. schnelles Internet, WLAN und digitale End- und Arbeitsgeräte.
Rund 985 Mio. € waren laut BMBF Anfang 2023 aus dem Basis-Digitalpakt abgeflossen, fast 80 % der zur Verfügung stehenden Gelder sind verplant. Das heißt im Umkehrschluss, dass 20 % der bereitgestellten Fördergelder nach drei Jahren immer noch auf ihren Einsatz warten. Dabei ist der Aufbau digitaler Infrastrukturen und die praxisnahe Ausbildung der »Digital Natives« in Schulen mit modernen Tools und qualifizierten Lehrern die Basis für einen erfolgreichen Wirtschaftsstandort Deutschland.
Durch die ungenutzten Fördergelder entgehen dem Elektrohandwerk die daraus resultierenden Aufträge zum Auf- und Ausbau hochperformanter Infrastrukturen. Wie diese Aufträge personell bewältigt werden können, darüber hat sich der Gremienverbund Breitband von VDE, RBV und ZVEH bereits vor Jahren mit seiner Initiative »Fachkräfte für den Glasfaserausbau« Gedanken gemacht und Leitlinien sowie ein modulares Schulungskonzept rund um die Qualifizierung von Fachkräften für den Gigabitausbau vorgestellt, z. B. mit einer Fortbildung zum LWL-Monteur.
Die digitale Infrastruktur ist die Grundlage aller webbasierten Dienste und Businessmodelle. Stabile Netzwerkverbindungen und reibungslose Datenübertragung stehen dabei genauso auf der Wunschliste wie die Zusicherung von Datensicherheit und Datenschutz für sensible Informationen. Doch mit der Grundversorgung allein ist es nicht getan: Die exponentielle Zunahme der ausgetauschten Datenmengen und der wachsende Bandbreitenbedarf machen einen fortlaufenden Ausbau der digitalen Infrastruktur notwendig – Stillstand wäre hier im internationalen Vergleich ein Schritt zurück.
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