Die deutsche Wirtschaft klagt schon seit Längerem über schlechte Stimmung und – je nach Branche – auch über real hohe Einbußen. Im Frühjahr konnten sich die E-Handwerke trotz ebenfalls vorhandener Auftragsrückgänge noch von diesem starken Negativ-Trend absetzen. Die vom 16. bis 27. September durchgeführte Herbstkonjunktur-umfrage des ZVEH - an der 1.595 Betriebe teilnahmen - zeigt nun jedoch: Die Stimmung hat sich auch in den E-Handwerken weiter verschlechtert. Von einem wirtschaftlichen Einbruch kann allerdings weiterhin nicht gesprochen werden. So geben noch immer 54,1 Prozent (Bild 1) der Befragten an, ihre Geschäftslage sei gut (Frühjahr 2024: 58,8 %). Als »befriedigend« bewerten sie 37,1 Prozent (Frühjahr 2024: 34,0 %) und als »schlecht« 8,8 Prozent (Frühjahr 2024: 7,3 %).
Schwächere Auftragsentwicklung
Ein Grund für die dennoch zunehmend pessimistischere Einschätzung ist unter anderem die Auftragsentwicklung in den vergangenen sechs Monaten. Rund 30 Prozent der Betriebe gaben an, Auftragsrückgänge verzeichnet zu haben – und das über alle Auftraggeber-Kategorien (privat, öffentlich und gewerblich) hinweg (Bild 2). Die ZVEH-Herbstkonjunkturumfrage zeigt denn auch, dass die in der Branche traditionell sehr hohen Auftragspolster deutlich zurückgegangen sind. So beträgt der durchschnittliche Auftragsvorlauf aktuell nur noch 13,8 Wochen. Vor sechs Monaten waren es noch 15,2 Wochen. Auch gaben im Frühjahr 2024 noch 28,8 Prozent der Umfrageteilnehmer an, über Auftragsvolumen von mehr als vier Monaten zu verfügen. Aktuell sind es nur noch 22,1 Prozent – ein Minus von 6,7 Prozentpunkten.
Zahl offener Stellen nimmt ab
Ebenfalls rückläufig ist die Zahl der Unternehmen, die offene Stellen melden. Sie sank gegenüber dem Frühjahr von 57,5 auf 52,0 Prozent. Damit verzeichnet dieser Konjunkturindikator seit dem Höchstwert aus dem Frühjahr 2023 (66,4 %) einen stetigen Rückgang. Das deutet darauf hin, dass sich die Betriebe aufgrund zurückgehender Aufträge bei der Ausschreibung neuer Stellen zurückhalten.
Die bei den Betrieben erfragte Veränderung der Beschäftigtenzahlen (Bild 3) weist erstmals seit fünf Jahren im Herbst keinen positiven Trend aus. Üblicherweise melden die Betriebe im Herbst aufgrund der neu eingestellten Auszubildenen ein Wachstum. Jetzt meldeten jedoch ebenso viele Unternehmen (jeweils 20 %) in den letzten sechs Monaten einen Zuwachs wie einen Rückgang bei den Beschäftigtenzahlen. Im Frühjahr war der Saldo aus Zuwächsen und Rückgängen mit minus 8,5 Prozentpunkten deutlich negativ, was in der Gesamtbewertung der letzten zwölf Monate auf eine negative Beschäftigungsentwicklung schließen lässt.
Geschäftsklimaindex - trotz Rückgang solide
Angesichts der insgesamt rückläufigen Entwicklungen wundert es denn auch wenig, dass der Geschäftsklimaindex ebenfalls nachgab und von 75,7 auf nunmehr 72,7 Punkte sank (Bild 4). »Das stellt zwar immer noch einen soliden Wert dar und zeigt, dass die das Elektrohandwerke trotz Turbulenzen in der Wirtschaft relativ resilient sind. Es bedeutet aber auch, dass sich der Abwärtstrend verfestigt«, so Alexander Neuhäuser, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH): »Da nicht davon auszugehen ist, dass sich die konjunkturelle Situation in den nächsten Monaten drehen wird, sollten wir die Unternehmen der E-Handwerke wetterfest machen.« Neuhäuser verweist darauf, dass nur noch 14,7 Prozent der befragten Betriebe in den kommenden sechs Monaten von einer Verbesserung ihrer Geschäftslage (Frühjahr 2024: 15,5 %), 26 Prozent jedoch von einer Verschlechterung (Frühjahr 2024: 23,5 %) ausgehen.
Die e-handwerkliche Organisation sieht insbesondere die Politik in der Pflicht, Wachstumschancen, wie sie etwa die Sektorkopplung bietet, zu unterstützen. Abhilfe schaffen können hier eine Reform der Energiepreise, ein Festhalten am CO2-Bepreisungspfad, die Beseitigung von Netzengpässen wie auch die Beseitigung von Investitionshemmnissen. ZVEH-Hauptgeschäfts-führer Neuhäuser: »Aus Berlin müssen klare Signale kommen, die dazu beitragen, die Investitionszurückhaltung in der freien Wirtschaft zu beseitigen. Andenfalls ist nicht auszuschließen, dass wir im nächsten Jahr auch im ansonsten noch vergleichsweise stabilen E-Handwerk stärkere Einbrüche erleben werden.«
Entwicklung der Zukunftstechnologien
Die Herbstkonjunkturumfrage enthielt auch diesmal wieder eine Zusatzfrage, die sich mit der Entwicklung der Zukunftstechnologien beschäftigte. Auffällig ist hier, dass gegenüber der Herbstumfrage 2023 der Anteil der Betriebe, die in den vorangegangenen sechs Monaten Ladestationen installierten, um 10,5 Prozentpunkte und damit recht deutlich zurückging (Herbst 2023: 69,6 %; Herbst 2024: 59,1 %). Ursächlich hierfür ist vermutlich der allgemeine Nachfragerückgang im Bereich der Ladestationen nach Auslaufen vieler Förderungen. Die Entwicklung ist damit auf die wechselhaften politischen Rahmenbedingungen zurückzuführen.
Anders im Bereich der Wärmepumpen. Hier stieg trotz des durch das »Heizungsgesetz« verursachten Einbruchs beim Verkauf von Wärmepumpen der Anteil der installierenden Betriebe um 4,9 Prozentpunkte an (von 40,7 % im Herbst 2023 auf nun 45,6 %). In der Folge dieser Entwicklungen lässt sich eine stärkere Konzentration der Betriebe feststellen, die sich im Bereich der »Zukunftstechnologien« engagieren. So nimmt einerseits die Zahl der Betriebe, die Leistungen in allen Bereichen (Photovoltaik, Elektromobilität und Wärmepumpen) erbracht haben, zu (Frühjahr 2024: 24,7 %; Herbst 2024: 26,2 %). Andererseits gibt es aber auch mehr Betriebe, die in keinem dieser Bereiche aktiv waren (Frühjahr 2024: 19,7 %; Herbst 2024: 23,6 %).