Das Sicherheitsbedürfnis in Deutschland bleibt hoch: Eine im Juli veröffentlichte GfK-Umfrage im Auftrag des ZVEI bestätigte, dass für acht von zehn Befragten Sicherheit in den eigenen vier Wänden ein wichtiges Anliegen ist. Kurz zuvor hatte bereits eine Yale-Studie ergeben, dass die Hälfte der deutschen Verbraucher Interesse an Smart-Home-Geräten haben, um ihr Sicherheitsgefühl zu erhöhen. 61 % der Deutschen überprüfen sogar mehrmals, ob die Tür wirklich verriegelt ist, wenn sie das Haus verlassen. Wo so viel Aufmerksamkeit und Zeit in das Thema Sicherheit gesteckt wird, ist es umso erstaunlicher, dass an der Technik, die zum Schutz der Privatsphäre bereitsteht, oft gespart wird.
Der Preis für eine 5G-WLAN-Kamera, wetterfest, mit Vollfarb-Nachtsicht, automatischer Verfolgung, Zwei-Wege-Audio, Bewegungserkennung, Fernüberwachung und Echtzeit-Alarmen beträgt 19,92 € inkl. Mehrwertsteuer und Versand. Nein, hier ist nicht das Komma zwischen den Ziffern verrutscht, sondern wir befinden uns auf der Homepage eines fernöstlichen Online-Direktanbieters. Was man für solch einen verschwindend niedrigen Preis (und natürlich die Preisgabe seiner Daten) erhält? Man weiß es nicht. Was aber passiert, wenn man dieses Gerät ohne CE-Kennzeichnung und Zulassung für den deutschen Markt installiert, ist klar: Man wird zum Inverkehrbringer und haftet, wenn das ultimative Internet-Schnäppchen in Flammen aufgeht.
Die Geiz-ist-geil-Mentalität, die vor 22 Jahren von einer Elektrohandelskette ins Leben gerufen wurde, die inzwischen ihr eigenes Schwesterunternehmen kannibalisiert hat, ist bei einigen Endkunden noch tief im Kopf verankert. Und ob man »Fast Fashion« im Billigladen kauft oder nicht, bleibt natürlich eine individuelle Entscheidung.
Bei kurzlebiger Elektronik hört jedoch das persönliche Pech auf. Hier beginnt die Verantwortung für eine vertrauenswürdige, langlebige, sichere und normenkonforme Installation dem Kunden und dem Berufsstand gegenüber. Selbst, wenn Ihr bester Kunde Ramsch aus einem Onlineshop verbaut haben möchte, sollten Sie den Auftrag ablehnen. Denn die Basis für eine seriöse Zusammenarbeit kann mit ungeprüften Produkten, die nicht dem Stand der Technik in Deutschland oder Europa entsprechen, weder gelegt noch gepflegt werden. Sie wollen beim Metzger schließlich auch gutes Fleisch bekommen, und kein Steak aus Plastik. Nicht umsonst vertraut das professionelle Elektrohandwerk auf den dreistufigen Vertrieb oder etablierte Hersteller und Distributoren, die ein marktgerechtes qualitatives Niveau und zuverlässige Produkte garantieren.
Ab November 2027 könnte Schluss sein mit den Elektronik-Schnäppchen aus dem Internet. Mit dem Cyber Resilience Act (CRA) soll die Cybersicherheit vernetzter Produkte erhöht werden. Wie das BSI meldet, müssen dann Produkte mit digitalen Elementen entsprechende Cybersicherheitsanforderungen erfüllen und Hersteller dauerhaft die Verantwortung für die Cybersicherheit ihrer Produkte übernehmen, um in der EU verkauft werden zu dürfen. Leider dauert es bis zur Umsetzung noch drei Jahre. Und leider werden Endanwender diese Vorgaben über ihren direkten Marktzugang per Online-Handel mit den Herstellern weiterhin umgehen, um zu sparen.
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