Der Normentag von »de« informiert auch in diesem Jahr über neue Normen und Vorschriften im Bereich der Elektroinstallation. Für ein erstes Tagesseminar in Hamburg konnten wieder erfahrene Referenten aus der Elektrobranche gewonnen werden. Über die reine Information hinaus, bietet sich Praktikern aus Planung und Umsetzung von Projekten die Möglichkeit für Diskussion und Erfahrungsaustausch.
Auf einen BlickEin breites Spektrum an Fachthemen erwartet die Besucher des de-Normentages am 4. Mai 2016 im Hamburger Bildungszentrum Elektrotechnik (BZE)
Im Fokus der Fachtagung stehen aktuelle Neuheiten in der Normung von Elektroinstallation und elektrischer Sicherheit, die in insgesamt sechs Fachvorträgen diskutiert werden
Das Bildungszentrum für Elektrotechnik (BZE) in der Hamburger Eiffestraße ist eine Topadresse, wenn es um Schulung und Weiterbildung von Profis aus der Elektrobranche geht. Die Berufs- und Meisterausbildung ist hier ebenso zu Hause wie Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen.
Der »de«-Normentag findet als Tagesseminar unter dem Titel »Normen in der Elektroinstallation« am 4. Mai 2016 statt.
Neue Vorschriften der VDE 0100
Im Auftaktvortrag des Tagesseminars wird Burkhard Schulze (Bild 1) auf neue Vorschriften in der DIN VDE 0100 eingehen. Der Normenbeauftragte des ZVEH behandelt dabei u. a. folgende Themen:
ZVEI-Studie »Entwicklungs- und Zustandserhebung elektrischer Anlagen in Gebäuden«
DIN 18014:2014-03 »Fundamenterder – Allgemeine Planungsgrundlagen«
Aufteilung von PEN-Leitern in TN-C-Systemen nach VDE-AR-N 4101 »Anforderungen an Zählerplätze in elektrischen Anlagen im Niederspannungsnetz«
DIN VDE 0100-420 (VDE 0100-420):2016-02 »Errichten von Niederspannungsanlagen – Schutz gegen thermische Auswirkungen«
DIN 18015 »Elektrische Anlagen in Wohngebäuden«
DIN 18015-5:2015-07 »Luftdichte und wärmebrückenfreie Elektroinstallation«
DIN VDE 0100-801 (VDE 0100-801): 2015-10 »Errichten von Niederspannungsanlagen – Energieeffizienz«.
Feinheiten des Fehlerstromschutzes
Der anschließende Vortrag von Stefan Davids (Bild 2) widmet sich dem Fehlerstromschutz im Wandel der Zeit. Der Referent von der Doepke Schaltgeräte GmbH wird in seiner launigen Art die Zuhörer in die Welt der Schutzmaßnahmen mitnehmen. Durch die Anzahl der Varianten im Bereich der Schutzschalter ist das Thema sehr aktuell. Die Anforderungen an den Praktiker werden immer anspruchsvoller. Typ F, Typ B+, RCM in der Anwendung sind die Schlagwörter. Die Vorstellung der Differenzstromanalyse rundet den Vortrag ab.
Messen und Prüfen nach Norm
Die Prüfung elektrischer Anlagen nach DIN VDE 0100, DIN VDE 0105 steht im Mittelpunkt des Beitrages von Eckhard Körner (Bild 3). Der Messprofi von der GMC-I Messtechnik GmbH beschreibt in seinem Vortrag u. a. das normengerechte Vorgehen bei der Prüfung elektrischer Anlagen. Von der Sichtprüfung bis zum Prüfprotokoll erläutert er alle Schritte detailliert. Darüber hinaus wird auch Grundsätzliches geklärt, u.a. was Prüfen eigentlich bedeutet. Messungen in der Praxis werden an ausgesuchten Beispielen erläutert. Schließlich geht der Referent auch auf die Bewertung von Messergebnissen ein.
Normgerechter Überspannungsschutz
Mit der Verabschiedung der IEC-Normen 60364-4-44 und -5-53 wurde das Wann und Wie von Überspannungsschutzmaßnahmen neu beschrieben. In Deutschland wird diese internationale Vorgabe als DIN VDE
0100-443 und -534 mit nationalen Ergänzungen, umgesetzt.
Oliver Born (Bild 4) von Dehn + Söhne beschreibt in seinen Ausführungen die wesentlichen Änderungen auf Basis der IEC-Festlegungen.
Die zukünftige DIN VDE 0100-443 fordert Überspannungsschutz, wenn transiente Überspannungen Auswirkungen haben können auf:
Menschenleben, z. B. Anlagen für Sicherheitszwecke und Krankenhäuser
öffentliche Einrichtungen und Kulturbesitz, z. B. öffentliche Dienste, Telekommunikationszentren und Museen
Gewerbe- und Industrieaktivitäten, z. B. Hotels, Banken, Industriebetriebe, Handel, Bauernhöfe
große Menschenansammlungen, z. B. in großen (Wohn-)Gebäuden, Kirchen, Büros, Schulen
Einzelpersonen, z. B. in Wohngebäuden und kleinen Büros, wenn dort Geräte der Überspannungskategorie I oder II installiert werden, z. B. Haushalts- oder empfindliche elektronische Geräte
Gebäude, die mit der Klassifizierung »feuergefährlich« nach DIN VDE 0100-510 eingestuft sind, z. B. Scheunen, Werkstätten für Holzbearbeitung.
Zusätzlich sollte Überspannungsschutz vor Betriebsmitteln, die Schaltüberspannungen erzeugen können, wie z. B. große Motoren oder das Schalten von hohen Lastströmen, vorgesehen werden. Ebenso sollte ein Überspannungsschutz für alle gebäudeüberschreitenden Leitungen, wie Energie-, Fernmelde- und Datenleitungen, vorgesehen werden. Die zukünftige DIN VDE 0100-534 enthält u.a. folgende Punkte für die Auswahl und Errichtung von Überspannungsschutzeinrichtungen:
Welcher Überspannungsschutz ist auszuwählen? (Kurzschlussfestigkeit und Folgestromlöschvermögen entsprechend dem Einbauort beherrschen; SPD Typ 1 bei Freileitungsanschlüssen)
Wo ist der Überspannungsschutz zu montieren? (so nah wie möglich am Speisepunkt der elektrischen Anlage; zusätzliche SPD für Leitungen, die das Gebäude verlassen z. B. Telefonleitungen)
Wie ist der Überspannungsschutz zu installieren? (Zusätzliche SPD bei Abstand > 10 m zu empfindlichen Equipment; verschärfte Festlegungen zu Anschluss- und Erdungsleitungen).
Modernisierung mit LED
LED-Beleuchtung kann aufgrund ihrer hohen Energieeffizienz einen Beitrag zum Stromsparen und damit zum Klimaschutz leisten. Der Einsatz von LEDs hat sich in den letzten Jahren stetig entwickelt. Die Umsetzung im Markt hin zur LED-Technologie verlief in den zurückliegenden fünf Jahren deutlich schneller als von Studien vorausgesagt.
Der fortdauernde Wandel auf dem Lichtmarkt und eine große Zahl zum Teil neuer Marktteilnehmer, die nicht aus dem Beleuchtungsumfeld stammen, zeigt aber auch eine Gefahr auf. Aufgrund der zunehmenden Komplexität fällt es professionellen Anwendern und privaten Nutzern schwerer, verlässliche und einheitliche Informationen zu erhalten, um mit der neuen Technologie vertraut zu werden. Referent Peter Reuff leistet mit seinem praxisnahen Vortrag hierfür einen hilfreichen Beitrag (Bild 5).
Zählerplätze für die Direkt- und Wandlermessung gestalten
Die DIN EN 61439 oder auch VDE 0660-600 ist die »Basis-Norm« für alle Energieverteiler, die in der Niederspannungsebene geplant, gebaut, in Betrieb genommen und betrieben werden. Hier werden Verantwortlichkeiten (Wer ist Hersteller?) und die jeweiligen Aufgaben geregelt. Des Weiteren dokumentiert diese Norm vier Schnittstellen (1. Anschluss ans elektrische Netz, 2. Stromkreise und Verbraucher, 3. Bedienen und Warten, 4. Umweltbedingungen). Darüber hinaus werden im Vortrag von Ulrich Knoll (Bild 6) einige neue »Vokabeln« angesprochen und erklärt.