Ausführlich erläuterte er dabei zunächst die aktuellen gesellschaftlichen und technologischen Rahmenbedingungen, die das Unternehmen zur Entwicklung eines zukunftsfähigen Unternehmenskonzepts bewegt haben.
Zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft
Als Beispiel erläutert Ohmberger, dass es 38 Jahre gedauert habe, bis der 50-millionste Fernseher weltweit verkauft wurde, WhatsApp wurde hingegen bereits 18 Monate nach seiner Gründung von 50 Millionen Menschen benutzt.
In der digitalen Welt ist es nach Peter Ohmberger besonders wichtig, ein neues Geschäftsmodell möglichst schnell an den Start zu bringen, um eine Marktlücke zu besetzen. Als Beispiel erwähnt Ohmberger die App MyTaxi, die seit ihrem Start praktisch konkurrenzlos ist.
In Deutschland herrsche immer noch eher das Prinzip Gründlichkeit vor Schnelligkeit. Man müsse jedoch den Mut haben, mit einer 70 %-Lösung auf den Markt zu kommen, um den Platz zu besetzen, so Peter Ohmberger. Allerdings gelte hier folgende Einschränkung: »70 % verfügbare Funktionalitäten bei 100% Qualität.«
Paradigmenwechsel im Verhältnis von Anbieter und Kunden
So werde die in den Produkten verbaute Sensorik zukünftig deutlich kostengünstiger als heute. Der reine Produktverkauf als Geschäftsmodell – beispielsweise der Rauchwarnmelder bei Hekatron – könne daher langfristig nicht mehr rentabel sein. Geld müsse über andere Quellen verdient werden.
Durch die Digitalisierung rückten zudem die einzelnen Gewerke im Gebäude, darunter auch die Sicherheitsbranche, immer enger zusammen (Stichwort »Smart Home«). »Firmen, die heute nur Teilgewerke abdecken, werden morgen in dieser Form nicht mehr existieren«, ist Ohmberger überzeugt.
Der Vorteil von Hekatron liege darin, dass man bis Ende 2020 mit 15 bis 17 Millionen Brandmeldern im Privatbereich in den Haushalten bereits sehr präsent sei. Daher bieten sich Kooperationen mit anderen Gewerken in der Gebäudetechnik nachgerade an. Ein Beispiel ist die Integration der Funk-Rauchwarnmelder von Hekatron in Smart-Home-Lösungen von Digitalstrom, die im 1. Quartal 2017 möglich sein wird (Bild 2). Bei einem Rauchalarm öffnen sich dann beispielsweise die Rollläden und die Rettungswegbeleuchtung wird aktiviert.
Das Konzept HPlus
Gemäß dem Motto »Brandschutz weitergedacht« hat Hekatron seine Dienstleistungs- und Serviceangebote nun unter dem neuen Label HPlus zusammengefasst. Zusammen mit den Produkten des Unternehmens sollen den Kunden damit maßgeschneiderte Lösungen für ihre individuellen Bedürfnisse angeboten werden. Aufgegliedert ist das neue Konzept in vier verschiedene Bereiche: Planung, Finanzierung, Personal und Vernetzung. Insgesamt gibt es momentan 21 Elemente im Portfolio, weitere Angebote sind jedoch in der Entwicklung.Planung
Im Bereich Planung bietet Hekatron unter anderem Unterstützung bei der Projektierung, Ausschreibung und Angebotserstellung. Ein Beispiel ist etwa der kostenlose Ausschreibungsassistent für Brandmeldeanlagen, Rauchwarnmelder und Feststellanlagen.Fachplaner finden auf der Onlineplattform HPlus-online neben dem Ausschreibungsassistenten unter anderem Projektierungstools etwa zur Längen- und Strombedarfsberechnung eines Melderrings und aktuelle Informationen zum anlagentechnischen Brandschutz.
Finanzierung
Im Bereich Finanzierung bietet Hekatron über einen Kooperationspartner verschiedene Leasingmodelle an. Das Unternehmen koordiniert dabei den Abschluss der Leasingfinanzierung zwischen dem Kunden und dem Finanzdienstleister. Damit können sowohl Produkte als auch ganze Anlagen geleast werden, was dem Kunden bzw. dem Betreiber eine situationsgerechte, auf seine Möglichkeiten abgestimmte Finanzierung ermöglicht. Zur Veranschaulichung erzählt Peter Ohmberger von einer großen Möbel-Firma, die nach acht Jahren einen normenkonformen Tausch aller Rauchwarnmelder vornehmen musste und dadurch mit erheblichen ungeplanten Zusatzkosten konfrontiert wurde. Durch die Leasingmöglichkeit konnten die Kosten auf mehrere Jahre gestreckt werden.Personal
Bereits seit 2015 gibt es ein IHK-zertifiziertes Ausbildungsprogramm unter dem Titel YouMove. Mittlerweile haben bereits 60 Personen an dem Programm teilgenommen. Kevin Helmis von der Spinnler GmbH aus Aschaffenburg ist seit dem 23.9.2016 die erste IHK-zertfizierte »Junior-Fachkraft für anlagentechnischen Brandschutz«. K. Helmis hat die drei Module »Brandmeldetechnik«, »Rauchwarnmelder und Feststellanlagen« sowie »Projektarbeit und Persönlichkeitstraining«, von denen eigentlich pro Lehrjahr eines angedacht ist, in direkter Folge innerhalb eines halben Jahres absolviert (Bild 3).
Seit 2016 gibt es ein zusätzliches viertes Modul zum Thema »Kommunikation und Verkauf«. Hier geht es darum, Kompetenzen in der Gesprächsführung und Kundenberatung zu vermitteln. Zielgruppe sind besonders die Fachberater. Gleichzeitig wurde eine Differenzierung der Anwendergruppe vorgenommen in
- »Junior-Fachkraft für anlagentechnischen Brandschutz«
- »Junior-Fachberater für Rauchwarnmelder und Feststellanlagen« sowie
- »Junior-Fachberater für Brandmeldetechnik«
Für Frühjahr 2017 plant Hekatron zudem ein neues Ausbildungsprogramm zur »Fachkraft für Montage«. Dieses Programm wird zwei Module enthalten: eine zweiwöchige Ausbildung zur »elektrotechnisch unterwiesenen Person« (EUP) sowie ein dreiwöchiges Praktikum auf der Baustelle. Dieses Angebot richtet sich besonders an Facherrichter, die Mitarbeiter für Montageunterstützung suchen und diese für die Branche aufbauen wollen.
Vernetzung
Die Vernetzung von Menschen, Produkten und Unternehmen bildet den vierten Baustein des Dienstleistungsportfolios HPlus. Ganz neu ist dabei das Hekatron-Serviceportal, das ab dem zweiten Quartal 2017 verfügbar sein soll. Dabei handelt es sich um eine Plattform, auf der Fachplaner, Facherrichter und Betreiber mit jeweils individuellen Zugangsrechten ihre eigenen, aktuell aktiven Anlagen auf einen Blick erfassen können. Über die Software »Hekatron Remote« vereint, werden übergreifend Analysen, Zusammenhänge und Funktionen dargestellt.Zum Thema Vernetzung gehört auch das Angebot verschiedener regionaler Erfa-Gruppen von Facherrichtern sowie das Hekatron Partner Forum, das alle zwei Jahre an unterschiedlichen Orten in Deutschland stattfindet. Auf persönliche Einladung von Peter Ohmberger wurde zudem ab 2017 ein Geschäftsführer-Roundtable mit Geschäftsführern ausgewählter Partnerfirmen initiiert.