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Ordnungsgemäße Beschriftung ist ein zentraler Bestandteil der Elektroinstallation

Beschriftung ist Pflicht

Auf einen Blick

Ordnung im Schaltschrank ist ohne ausführliche Kennzeichnung nicht machbar Daten im Schaltplan sollten sich hierfür ohne Fehler oder Schreibvarianten an der Anschlussstelle wiederfinden Beschriftung im Workflow integriert vermeidet Hand(-schrift)arbeit während der Installation

Besonders zwei Dinge beeinflussen die Sicherheit und Übersichtlichkeit einer Elektroinstallation: die fachmännische Ausführung auf der einen sowie die klare und eindeutige Dokumentation aller Anschlusspunkte auf der anderen Seite. Eine ausführliche und detaillierte Beschriftung ermöglicht zudem die gezielte und einfache Verdrahtung – ohne die ständige Zuhilfenahme des Schaltplans. Als Anleitung für die Betriebsmittelkennzeichnung dient unter anderem die DIN EN 81346 »Industrielle Systeme, Anlagen und Ausrüstungen und Industrieprodukte – Strukturierungsprinzipien und Referenzkennzeichnung«. Das Thema »Beschriftung« wird in der Praxis nicht selten stiefmütterlich behandelt: Klemmen werden auch heute noch vielfach manuell dokumentiert, da es im ersten Moment schneller und einfacher scheint und keine zusätzlichen Soft- und Hardware-Komponenten benötigt werden. Allerdings ist bei dieser Art der Umsetzung nicht gewährleistet, dass alle Anforderungen, die an die Beschriftung gestellt werden, auch erfüllt sind. Der Grund dafür ist, dass die Qualität der Dokumentation in solchen Fällen von subjektiven Kriterien abhängt: Hat der Elektroinstallateur einen wasserfesten Lackmarker oder nur einen Bleistift benutzt? Kann seine Handschrift wirklich von jedermann zweifelsfrei entziffert werden? Ebenso häufig kommt es vor, dass auf eine ordentliche Kennzeichnung der Anschlusspunkte gänzlich verzichtet wird.

Rechtliche Rahmenbedingungen

Dabei ist Beschriftung keineswegs eine Frage des Wollens, sondern durchaus normativ verankert. In der DIN EN 61439-1 »Niederspannungs-Schaltgerätekombinationen« zum Beispiel. Sie gibt vor, dass es innerhalb der Schaltgerätekombination möglich sein muss, bestimmte Stromkreise und ihre Schutzeinrichtungen identifizieren zu können. Kennzeichnungen müssen diesbezüglich gut lesbar und für die jeweilige physikalische Umgebung dauerhaft geeignet sein. Ähnlich ist es in der DIN VDE 0100-510 »Errichten von Niederspannungsanlagen« formuliert. Dort heißt es, dass Schilder oder andere geeignete Kennzeichen vorgesehen werden müssen, um den Zweck eines Schalt- oder Steuergeräts zu erkennen; es sei denn, dass keine Verwechslungsgefahr besteht.

Bild 1: Sorgt für Klarheit und erfüllt alle gesetzlichen Anforderungen: Die Dokumentation der Elektroinstallation mit mehrzeiligen Beschriftungsstreifen, Leitungsmarkierern und Gruppenkennzeichnung
Bild 1: Sorgt für Klarheit und erfüllt alle gesetzlichen Anforderungen: Die Dokumentation der Elektroinstallation mit mehrzeiligen Beschriftungsstreifen, Leitungsmarkierern und Gruppenkennzeichnung

Da aufgrund ihrer Komplexität eine Verwechslung in der Regel nicht zweifelsfrei ausgeschlossen werden kann, sollte im Schaltschrank- und Anlagenbau grundsätzlich jede Klemmstelle beschriftet sein. Das betrifft auch die Schutz- und Neutralleiter. Tatsächlich werden »PE« und »N« oftmals nicht markiert, weil sie durch ihre farbige Kennzeichnung vermeintlich einfach zu identifizieren sind. Mit seiner direkten Zuordnung zum Schaltschrank ist jedoch zumindest für »N« eine Beschriftung zwingend erforderlich. Nur so ist bei Wartungsarbeiten, Änderungen und Prüfungen das Mindestmaß an Sicherheit gegeben (Bild  1).

Schnell und trotzdem sicher

Neben dem Sicherheitsaspekt ist Schnelligkeit der zentrale Vorteil einer umfassenden Beschriftung. Sie wirkt sich auf -nahezu alle Prozesse positiv aus: Auf die Installationsgeschwindigkeit bei der Erstverdrahtung, weil die Zuordnung eindeutig und übersichtlich ist, ebenso wie auf die Ausfallzeiten bei einem Störfall, weil der Fehler schneller identifiziert und behoben werden kann. Wartungsdurchläufe können deutlich beschleunigt und auch von projektfremden Technikern ausgeführt werden, ohne dass die Arbeitsabläufe durch langwieriges Suchen unterbrochen werden müssen. Die schnelle und zuverlässige Orientierung auch von externen Fachleuten ist im Schaltschrank- und Anlagenbau elementar wichtig. Insbesondere in dieser Branche ist es in der Regel so, dass Maschinen und Anlagen nach der Entwicklung und Fertigung zuerst im eigenen Werk aufgebaut und getestet werden. Nach der Abnahme erfolgt dann der Abbau und Transport zum Zielort, der sich letztlich überall auf der Welt befinden kann. Dort angekommen, kümmern sich Techniker mit zum Teil ganz anderer Vorbildung um die endgültige Inbetriebnahme. Ohne geeignete Dokumentation ist das nicht in angemessener Zeit möglich.

Bild 2: Mit dem Thermotransferdrucker »Smartprinter« lassen sich viele verschiedene Trägermedien bedrucken
Bild 2: Mit dem Thermotransferdrucker »Smartprinter« lassen sich viele verschiedene Trägermedien bedrucken

Wie intensiv alle diese Vorteile tatsächlich genutzt werden können und wie groß der vermeintliche Mehraufwand letztendlich ist, hängt davon ab, welche Arbeitsmittel und Komponenten genutzt werden. Viele Anbieter betrachten den Beschriftungsprozess deshalb schon lange nicht mehr separat, sondern integrieren ihn wie Wago in ein Gesamtkonzept. Das Beschriftungssystem dieses Herstellers basiert auf drei Bestandteilen, die in unterschiedlichen Ausführungen individuell zusammengestellt werden können: Projektierungssoftware, Drucker und Beschriftungsmaterialien. In allen drei Bereichen gibt es permanent Neu- und Weiterentwicklungen, auch im Jahr 2012.

Auf einen Blick

Fachbeiträge Beschriften vor Ort »de« 3.2011 ¬ S. 59 Planen – Installieren – Dokumentieren »de« 23 – 24.2010 ¬ S. 66

Familienzuwachs

Gegen Ende des Jahres wächst die Familie der Beschriftungsmaterialien um ein weiteres wichtiges Mitglied: Die bestehenden mehrzeiligen Beschriftungsstreifen, das Multibeschriftungssystem »WMB Inline« sowie Etiketten, Kabel- und Leitungsmarkierer werden um »Mini-WSB Inline« ergänzt. Diese Variante des Beschriftungssystems wird erstmals von der Rolle bedruckbar – und als zusammenhängender Streifen aufrastbar sein. Der entscheidende Vorteil liegt aber nicht primär in der deutlich vereinfachten Handhabung, sondern in der universellen Einsetzbarkeit. »Mini-WSB Inline« wird nämlich einerseits auf alle Busklemmen des Wago-I / O-Systems passen und andererseits kompatibel zu nahezu -allen Reihenklemmen- und Steckverbinder-Serien sein, darunter insbesondere zu X-Com S und zu Topjob S.

Bild 3: Beschriftung vor Ort am Schaltschrank mit einem mobilen Drucker
Bild 3: Beschriftung vor Ort am Schaltschrank mit einem mobilen Drucker

Im selben Zeitraum wird auch das kostenlose Projektierungstool »Proserve« als Online-Version verfügbar sein. Dem Integrationsgedanken entsprechend kann die gesamte Kennzeichnung eines mit Pro-serve geplanten Projekts automatisch erstellt werden. Für Konstrukteure, Planer und Elektroinstallateure entfällt damit die aufwendige manuelle Texteingabe vollständig. Kundenspezifische Sonderbeschriftungen auf Beschriftungskarten lassen sich zusätzlich per Knopfdruck konfigurieren und bei Wago bestellen. Ob Beschriftungsstreifen, Beschriftungsschilder wie »WMB Inline« oder »Mini-WSB Inline«, ob automatisiert via Konfi-gurationssoftware oder manuell per Text-eingabe: Die Schnittstelle zwischen -Projektierungstool und Beschriftungsträgermedium wird der neue »Smartprinter« -bilden (Bild  2). Der ebenso kompakte wie robuste Thermotransferdrucker druckt auf allen Wago-Beschriftungsmaterialien und lässt sich von unterschiedlichen Quellen mit Daten füttern. Neben stationären Druckern stehen zur Beschriftung vor Ort am Schaltschrank mobile Geräte wie der »Dymo 3M PL 300« zur Verfügung (Bild  3). www.wago.de

Über den Autor
Autorenbild
Holger Matthies

Market Management Proserve bei der Wago Kontakttechnik GmbH & Co. KG

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