Ein breites Spektrum an Normenwissen wird auf den Normentagen von »de« abgehandelt, was den Besucher zwar einerseits sehr fordert, die Teilnahme aber auch besonders lohnend macht Erfahrende Referenten kennen die Anforderungen der Praxis und gehen deshalb bei ihren Ausführungen auf konkrete Beispiele ein und erläutern so auch komplexe Zusammenhänge anschaulich
Mit zwei Veranstaltungen gibt unsere Fachzeitschrift ihren Leser die Möglichkeit, sich im direkten Kontakt mit Normenspezialisten über aktuelle Neuentwicklungen und Anforderungen im Bereich der Normen und Vorschriften zu informieren. Am 31. Mai findet die erste der beiden Tagesseminare im Hamburger Bildungszentrum Elektrotechnik in der Eiffestraße 450 statt. Die knapp 80 Plätze sind erfahrungsgemäß schnell ausgebucht, weshalb sich eine zügige Anmeldung empfiehlt (siehe Kasten »Anmeldung«). Sechs erfahrene Referenten aus dem Bereich der Elektrotechnischen Normung konnte die Redaktion »de« gewinnen, um ein vielfältiges und Tagesseminar zu organisieren.
Neuheiten aus der DIN VDE 0100
Einen Überblick zu neuen Vorschriften aus der DIN VDE 0100 gibt Burkhard Schulze vom ZVEH in seinem Eröffnungsvortrag. Neben der Vorstellung neuer Teile der DIN VDE 0100 geht Schulze auch auf Ladeeinrichtungen für E-Fahrzeuge nach VDE 0100-722 und eine Verlautbarung zum »Brandschutzschalter« ein. Der Entwurf zur VDE 0100-551-1 »Anschluss von Stromerzeugungseinrichtungen für den Parallelbetrieb ...« wird ebenfalls durch ihn erläutert. Weitere Themen des Vortrages sind die DIN 18015-3:2016-09 »Leitungsführung und Anordnung der Betriebsmittel«, die Verlautbarung zu DIN VDE 0100-420:2016-02 »Besonderen Maßnahmen zum Schutz gegen die Auswirkungen von Lichtbögen in Endstromkreisen« und der Entwurf der TAR Niederspannung VDE-AR-N 4100.
Einsatz von allstromsensitiven Fehlerstromschutzschaltern
Mit seinem Vortrag gibt Lautaro Ulloa-Ferreira von der Doepke Schaltgeräte GmbH einen Einblick in die Einsatzgebiete für allstromsensitive RCDs Typ B. Dabei erläutert er Normen und Richtlinien zur Schadensverhütung VdS 3501 und geht auf Praxisbeispiele und Anwendungen ein. Neben der Vorstellung der Differenzstromanalyse DRCA 1 geht er auf Anwendungen in der Elektromobilität ein. Sehr interessant dürften auch seine Ausführungen zum Brandschutzschalter und zum Allstromsensitiven RCD Typ B SK MI sein. Hinweise zu Selbstüberwachenden RCDs und Fehlerstromschutzschalter mit Not-Aus Funktion runden den Vortrag ab.
Messen und Prüfen nach Norm
Die Prüfung elektrischer Anlagen nach Errichtung und bei der wiederkehrenden Prüfung stellt hohe Anforderungen an den Prüfer. Eine Prüfung umfasst sowohl die Ermittlung des Istzustandes, als auch des Sollzustandes. Um die Ergebnisse auswerten zu können, stellt Eckhard Körner von Gossen Metrawatt an ausgewählten Beispielen dar, welche Messverfahren und Grenzwerte zu beachten sind. Beendet wird eine Prüfung mit der Dokumentation der Ergebnisse. Inhalt des Vortrages ist die Darstellung der Schritte von der Messung bis zur Dokumentation.
Überspannungsschutz ist jetzt Pflicht
Die beiden wichtigsten Normen für den Überspannungsschutz in Niederspannungsanlagen, die DIN VDE 0100-443 und -534, wurden überarbeitet. Mit dem Ergebnis: Seit Oktober 2016 ist Überspannungsschutz ist bei der Errichtung von neuen Gebäuden Pflicht – so nun auch im Wohnungsbau. Betrachtet man die gestiegene technische Ausstattung von Gebäuden hin zum Smart Home ist dieser Schutzgedanke auch mehr als gerechtfertigt, denn Überspannungsschäden haben dadurch weitreichende Konsequenzen: So verzeichnete beispielsweise 2014 die Versicherungswirtschaft im Wohnhausbereich Blitz- und Überspannungsschäden in Höhe von 340 Mio. €. Also Grund genug um Schutzmaßnahmen einzuplanen und Kunden vor Ausfällen und aufwendiger Schadensbehebung zu bewahren. Die klare Definition der Schutzziele, Pflichten und, Empfehlungen werden ausführlich behandelt. Die Auswahl der Schutzgeräte sowie die Vorgaben für die Montage werden im Vortrag von Oliver Born, Dehn + Söhne, anhand von Praxisbeispielen besprochen.
Bestandschutz auf dem Prüfstand
Die Thematik des »Bestandsschutz von elektrischen Anlagen« ist immer wieder ein kritisch und kontrovers diskutiertes Themenfeld. Insbesondere bei Erweiterung elektrischer Anlagen im Altbestand stellt sich die Problematik, wie diese umgesetzt werden kann. Wer haftet, wenn eine Anlage weiter betrieben wird, diese aber den heutigen Regeln der Technik nicht entspricht und eine erhöhte Brandgefahr besteht? Ausnahmslos der Anlagenbetreiber - oder steht der ausführende Elektrobetrieb mit in der Verantwortung? Müssen elektrische Anlagen angepasst – sprich erneuert werden oder tritt der Fall des »Bestandsschutzes« ein? Diese Frage wird zwischen Haus- oder Wohnungseigentümern, in gewerblichen Objekten von der Geschäftsleitung, Sachverständigen und Errichtern elektrischer Anlagen häufig sehr gegensätzlich und widersprüchlich diskutiert. Diese Diskussionen führen dazu, dass für den jeweiligen Einzelfall oft keine optimale bzw. fachlich korrekte Lösung gefunden wird. Das verwundert nicht, denn wenn es darum geht, eine bestehende Elektroinstallation zu erweitern oder zu modernisieren und dabei dem technischen Stand anzupassen, wird der Ruf nach dem Bestandsschutz laut, denn letztendlich geht es dabei meistens um viel Geld. Der finanzielle Aspekt darf allein jedoch nie ausschlaggebend für die Beantwortung der eingangs gestellten Frage sein. Es müssen neben rein rechtlichen und normativen Vorgaben immer auch sicherheitstechnische und zukunftsorientierte Erwägungen bei der Entscheidung für den Umfang der Anpassung der Elektroinstallation eine Rolle spielen. Wie dieser Konflikt zu lösen ist, darauf geht Marco Zandeck vom BZE Hamburg in seinem Vortrag ein.
Zählerplatz im Umbruch
Die Normenlandschaft und das Thema »Messung und Zählung« unterliegen aktuell einem großen Wandel. Mit der Erarbeitung der VDE-AR-N 4100 als Technische Anschlussregel Niederspannung (TAR NS) wird eine einheitliche technische Basis für die Netzbetreiber in Deutschland erarbeitet. Parallel dazu erfolgt eine komplette Neustrukturierung der Normenreihe DIN VDE 0603 für Zählerplätze. Neben einem neuen Aufbau der Normenreihe analog zur DIN EN 61439 werden neue Funktionsflächen für Zählerplätze beschrieben. Auch wird festgelegt, wie die Integration von Zählerplätzen nach DIN VDE 0603 in Energieverteilungen nach DIN EN 61439 erfolgen kann. Diese Zusammenhänge werden im Vortrag von Arnulf Müller, Gustav Hensel GmbH & Co. KG, anschaulich dargestellt.
Seminaratmosphäre zum Wohlfühlen
Der erste de-Normentag 2017 findet am 31. Mai in Hamburg, der zweite am 4. Juli in München statt. Das Programm der beiden Tagesseminare ist fast identisch. Beiden Veranstaltungen gemeinsam ist auch ihr professionelles Umfeld (Bild). Die sehr gut ausgestatteten Seminarräume bieten modernste Präsentationstechnik und auch für das leibliche Wohl ist bestens gesorgt.
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