Innerhalb unseres Betriebes sind wir für die Prüfung/Abnahme von transportablen und ortsveränderlichen Baueinheiten in Bezug auf die Einhaltung der Errichtungsnormen zuständig. Es handelt sich hierbei in der Regel um Kabinen bzw. Container, welche IT-, Überwachungs- und Datenkommunikationseinrichtungen beherbergen können. Die Aufträge werden an unterschiedliche Auftragnehmer (AN) vergeben. Der bestimmungsgemäße Einsatz der Baueinheiten umfasst den Betrieb von wenigen Tagen bis zu mehreren Monaten an einem Aufstellort.
Da die Netzform des versorgenden Netzsystems vorher nicht bekannt ist (IT- oder TN-System) und die Netzform innerhalb der Baueinheit abhängig vom Anwendungsfall flexibel sein muss, besteht die Forderung zur Netzbildung/-wandlung unter Verwendung eines sicheren Trenntransformators nach DIN EN 61558-2-4. Nach unserem Dafürhalten ist die für diese Einsatzfälle fachlich zutreffende Errichtungsnorm die DIN VDE 0100-717. Im Speziellen treffen hier für die Forderung nach einem sekundärseitigem TN-S-System das Bild 717-6 und für ein IT-System das Bild 717-7 zu.
Die Auftragnehmer beklagen sich nun, dass die benötigten sicheren Trenntransformatoren mit Leistungen von 30 kVA und mehr am Markt nicht als Betriebsmittel der SK II, sondern nur mit einer primärseitigen Schutzisolierung angeboten werden. Bei der in der Regel realisierten Schaltung des Netzeinganges mit sekundärseitigem TN-S-Netz ist die Sekundärseite dabei nur basisisoliert und das Gehäuse ist an den Schutzpotentialausgleich angeschlossen. Dies stellt eigentlich einen Widerspruch zur DIN VDE 0100-717 dar.
Zum besseren Verständnis seien folgende Eckpunkte angemerkt:
- Der Netzeingang ist bis einschließlich Primärseite des Trafos nach SK II ausgeführt.
- Die Verbindung der Sekundärseite des Transformators bis zur ersten Abschaltvorrichtung (Kabel, Verteilerschrank) ist wiederum nach SK II ausführt.
- Der Schutzpotentialausgleich ist leitend mit der leitfähigen Baueinheit verbunden und außerdem über einen externen Erdspieß geerdet.
Es stellen sich unsererseits nun folgende Fragen:
- Ist die Sekundärseite des netzbildenden, sicheren Trenntransformators als Betriebsmittel oder als speisendes Netz mit potentialfreiem PE anzusehen, für das ggf. die Forderungen der DIN VDE 0100-717 bezüglich SK II nicht zutreffen?
- Falls der Trenntransformator als Betriebsmittel angesehen wird, wie ist im Falle der Erzeugung eines sekundärseitigen TN-S-Netzes der Anschluss des PE am Sternpunkt des geforderten schutzisolierten Trenntransformators in Bezug auf die Regelungen der VDE 0100-410, Anschluss von PE bei Betriebsmitteln der SK II, zu bewerten?
- Können im Fehlerfall – unabhängig von der Netzform der Sekundärseite – gefährliche Berührungsspannungen sekundärseitig am Trenntransformator auftreten, die eine Schutzklasse überhaupt erforderlich machen? Im TN-S-Netz geht es um den Kurzschluss mit Abschaltung der Primärseite durch Überstromschutzeinrichtungen. Beim IT-Netz geht es um den ersten Fehler und das Ansprechen Isolationsüberwachung beim zweiten Fehler.
- Sind die Prinzipschaltbilder gemäß DIN VDE 0100-717 – d. h. die Bilder 717-4 bis 717-8 – technisch tatsächlich richtig dargestellt?
T. H., Bayern