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Praxisfrage

Erstinbetriebnahme von Geräten nach Fertigung

Erstinbetriebnahme von Geräten nach Fertigung, hier Kompressoren zur Drucklufterzeugung Ich bin verantwortliche Elektrofachkraft in einem Unternehmen, das Kompressoren zur Drucklufterzeugung für medizinische Zwecke fertigt. Es werden verschiedene mechanische und elektrische Einzelteile zu einem fertigen Produkt montiert. Elektrische Komponenten sind ein Lüfter und Antriebsmotor, variantenabhängig eine Steuerplatine. Der Antriebsmotor wird aus Einzelteilen montiert (Läufer, Ständerwicklung, Lagerdeckel) und steht nicht als vorgefertigter und geprüfter Komplettmotor zur Verfügung. Des Weiteren werden die notwendigen Verdrahtungsarbeiten durchgeführt. (Innerhalb von Gehäusen in Einzeladern H07V-K). Nach der vollständigen Montage wird der Kompressor auf ein Rollenband gesetzt. Dort befinden sich mehrere 230VAC Schuko- & 400VAC/16A CEE Steckdosen in ca. 25cm Höhe (vom Hallenboden weg). Vorgeschaltet ist ein 4-poliger RCD Typ A mit 30mA Auslösestrom. Der Werker (= elektrotechnischer Laie; event. EuP) steckt den Netzstecker in die entsprechende Steckdose, das Gerät beginnt sofort zu laufen, weil der Netzschalter (handelsüblicher elektromechanischer Druckschalter mit Entlüftung) am Gerät meist schon eingeschaltet ist. D.h. die Steckverbindung wird als Schalter genutzt. Nun gab es vor kurzem am Rollenband einen Stromunfall, weil eine Befestigungsschraube des Kühlergehäuses einen spannungsführenden Leiter beschädigt hat. Gleichzeitig war der Schutzleiter im Bereich wo der Fehler auftrat, nicht kontaktiert, so daß der Werker beim Einstecken des Netzsteckers einen Stromschlag erhielt. (Mit einer Hand stütze er sich auf metallenen Kompressorgehäuseteilen ab). Da kein niederohmiger Körperschluß aufgrund des nicht kontaktierten Schutzleiters vorlag, löste nur der RCD aus. Meine Fragen: 1. Ist es zulässig, ein neu gefertigtes Gerät von Laien bzw. EuPs, ohne vorhergehende Schutzleiter- & Isolationswiderstandmessung an einer beliebigen Netzsteckdose (1- oder 3-phasig; max. 16A Vorsicherung) mit einem vorgeschalteten RCD in Betrieb zu nehmen ? Zum Test, ob der Druckluftkreislauf luftdicht ist. Es werden keine elektrischen Messungen durchgeführt. Oder wäre für einen solchen Inbetriebnahmefall ein Prüfplatz gemäß DIN EN50191 / VDE0104 / BGI 981 notwendig. Ein RCD ist ja nur ein zusätzlicher Schutz. 2. Wenn ein Prüfplatz gemäß DIN EN50191 / VDE0104 / BGI 981 notwendig ist, wie groß ist der Auslegungsspielraum, bezüglich der Ausführung als Prüfplatz mit „zwangsläufigem Berührungsschutz“. (= der Prüfling / alle Metallteile des Prüflings können während des Prüfvorgangs nicht berührt werden). Wenn ich die BGI981 Abschnitt 3.1 Allgemeine Schutzmaßnahmen richtig interpretiere, dann sollte der zwangsläufige Berührungsschutz der Normalfall sein. Dies würde ich auch in unserem Fall so sehen, weil es sich bei unserem Prüfling um ein Seriengerät mit entsprechenden Stückzahlen handelt & kompakte Abmessungen vorliegen. (Maximaler Flächenbedarf einer Europalette; Höhe bis 1m). Deshalb müßte der Prüfling z.B. innerhalb einer Verschutzung geprüft werden. Die Produktionsleitung ist allerdings anderer Ansicht & vertritt die Meinung, daß ein Prüfplatz ohne zwangsläufigen Berührungsschutz mit Trenntransformator & Isolationswächter ausreichend ist, weil eine Absperrung mit Ketten oder Seilen einfacher und preisgünstiger zu realisieren ist. Es kann aber davon ausgegangen werden, daß bei einer Stückprüfung von ca. 30 Stück pro Tag die Absperrung meist offen ist. (Nach wie vor werden an diesem Prüfplatz keine elektrotechnischen Messungen vorgenommen). Anmerkungen zum gefertigten Produktprogramm: Modelle mit 3-Phasen Antrieb (400VAC / 50/60Hz) bis 3kVA Anschlußleistung , Lüftermotor 1-phasig (230VAC) und Steuerelektronik auf einer mit Halbleitern & Schützen bestückten Steuerplatine. Einfachere Ausführungen mit 1-Phasen Antrieb (230VAC / 50/60Hz; Kondensatormotor) bis 1,2 kVA Anschlußleistung und Lüftermotor. Alle Kompressoren sind Schutzklasse 1 Geräte; Schutzart mindestens IP30. Die elektrotechnischen Sicherheitsüberprüfungen (Schutzleiter; Isolationswiderstand; Ableitstrom) werden erst am Ende des Rollenbandes vor der Verpackungsstation durchgeführt. Dies geschieht innerhalb eines Prüfbereichs mit zwangsläufigem Berührungsschutz, realisiert durch Sicherheitslichtgitter. An diesem Platz kann aber keine Inbetriebnahme der Kompressoren erfolgen, weil diese zu lange dauert. (Der unter Druck stehende Druckluftbehälter wird über Nacht beobachtet, ob er luftdicht ist). A. G., Baden-Württemberg

Liebe Leser der Fachzeitschrift “de”,

Die Anfrage von A. G., aus Baden-Württemberg, ist leider vom Umfang der angesprochenen Themenkomplexe zu umfangreich, als dass man sie im Rahmen der Praxisprobleme überschaubar beantworten könnte. Um Ihnen aber einen Anstoß geben, in welcher Richtung die Probleme zu betrachten sind, lesen Sie bitte in den folgenden Beiträgen nach:
 
 

Errichten von Niederspannungsanlagen – Allgemeine Grundsätze, Bestimmungen allgemeiner Merkmale, Begriffe

Mit freundlichen Grüßen
Michael Muschong, Redaktion “de”

 

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