Praxisfrage

Prüfen einer PRCD in Maschinenzuleitung

C. H. aus Hessen | 28.10.2021

Im Rahmen meiner VEFK-Funktion wurde ich mit folgendem Thema konfrontiert: Bezüglich einer Normenanpassung in der DIN EN 62841-1 müssen Geräte mit der Gefahr des Auslaufes von leitfähigen Flüssigkeiten mit einem PRCD ausgestattet werden. Dies ist auch bei den sogenannten Magnet-Kernbohrmaschinen der Fall. Nun stellt sich uns die Fragen wie eine wiederkehrende Prüfung »normenkonform« aussehen könnte. Mann müsste ja auch an der Ausgangsseite der PRCD prüfen, die allerdings als Festanschluss am Gerät montiert ist. Die Maschine zum Zwecke der Prüfung immer zu öffnen wäre natürlich auch ein höherer Aufwand. Wie sieht hierzu die Fachmeinung aus?

C. H., Hessen

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Expertenantwort vom 16.12.2021

Michael Lochthofen

Fachdozent für Elektrotechnik, VdS-anerkannter Sachkundiger im Bereich von EMV und Blitzschutz, Mebedo GmbH Koblenz

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Kommentare aus der Community (6)

M. M.

Bayern

02.11.2021

09:37 Uhr

@ A.H
Zum Öffnen habe ich schon im vorigen Kommentar Bezug genommen.
Das bezieht sich aber in erster Linie auf die PRCD selbst. Bei angeschlossenen Geräten ist das tatsächlich etwas spezieller, hier bewerte ich das auch individuell. Als Elektrofachkraft mit gewisser Erfahrung traue ich mir hier durchaus Entscheidungsfähigkeit zu.
Aber ein kleines Beispiel:
Fest angeschlossene PRCD-S in der Anschlussleitung eines Wassersaugers, darin eine Tauchpumpe SK I mit Kunststoffgehäuse. Die Tauchpumpe ist über eine Steckdose am Wassersauger angeschlossen.
Den Schutzleiterwiderstand messe ich nur bis zur Steckdose am Wassersauger, die Tauchpumpe öffne ich nicht (IP 68/69).
Um alle weiteren Prüfschritte Materialschonend durchführen zu können öffne ich allerdings die PRCD.

Die PRCD verfügt über keine Isolationsüberwachung, sie verfügt über einen Fehlerstromschutzschalter, eine Unterspannungsauslösung und eine Schutzleiterüberwachung. Keine dieser Funktionen ist mit einer Isolationsüberwachung vergleichbar.
Die DGUV Information 203-070 fordert die beidseitige Isolationswiderstandsmessung auch konkret ein.

Sie haben die Geschichte mit der PRCD-3pol falsch verstanden.
Es muss bei der PRCD-3pol natürlich u.a. der Schutzleiterwiderstand gemessen werden. Da bei der PRCD-3pol der Schutzleiter gegensinnig durch den Summenstromwandler geführt ist, würde die RCD bei der Messung auslösen. Um dies zu unterbinden muss eben entweder mit einem langsam ansteigenden Strom gemessen werden oder Ein- und Ausgangsseite getrennt voneinander.
Das hat nichts mit den RCD Messungen zu tun. Diese erfolgen selbstverständlich ganz normal. Wie geschrieben führe ich hier allerdings zwei verschieden Auslöseprüfungen durch.

Die Maschine muss zusätzlich über einen Schalter verfügen, die PRCD darf nicht als Schalter verwendet werden.

In so fern, die notwendigen Prüfschritte sind in der Regel alle ohne großen Aufwand durchführbar. Und in Anbetracht der u.U. Lebensrettenden Funktionen einer PRCD auch sinnvoll.

Leider sind PRCD wesentlich komplexere Geräte als mancher denkt. Die Prüfung mag wahnsinnig kompliziert klingen, ist aber alles ganz einfach. Mit ein bisschen Übung dauert die Prüfung auch nur ein paar Minuten. Dank moderner Technik geht das Protokollieren ebenfalls zügig.
A. H.

Sachsen

02.11.2021

09:33 Uhr

Danke für die erfrischende Diskussion. Das Leben ist eben nicht einfach.
Man muß hier einmal auch den Hintergrund der ganzen Angelegenheit sehen.
Ausgangspunkt der Geschichte sind die Todesfälle bei Haartrocknern,
siehe hierzu https://www.baua.de/DE/Angebote/Publikationen/Berichte/Gd70.html
und die Anforderung des AFPS
https://www.baua.de/DE/Aufgaben/Geschaeftsfuehrung-von-Ausschuessen/AfPS/pdf/AfPS-GS-2019-04-Haartrockner.pdf?__blob=publicationFile&v=4

Dazu gab es in den USA in den 1990 -iger Jahren Untersuchungen, Entwicklungen eines Schutzgerätes mit RCD ähnlichem Verhalten
im Stecker des Haartrockners zuerst GFCI später IDCI der bei Kontakt des Haartrockners mit leitfähigen Flüssigkeiten oder Wasser allpolig abschaltet.
Heute ist das ein elektronisches Bauteil mit zweipoligem Schalter für ca.
1,99 $ das jeder Haartrockner in den USA seit 2011 durch Regierungsdekret vorgegeben mit 6 mA Auslösung haben muß.
Dadurch wurden Todesfälle mit Haartocknern in den USA von ca. 70 in einem
Zeitraum von 5 Jahren vor 1985 auf 1 in Zeitraum von 10 Jahren nach 2000 gesenkt. Die Prüfung erfolgt durch den Benutzer durch Test der Prüftaste
und der Resettaste, wäre bei ca. 20 Mio Stück Neugeräte pro Jahr auch nicht anders möglich.
Durch die KAN 2003 als auch im o.g. Gutachten der BAuA 2012 wurde vorgeschlagen,
1. dieses auch für Deutschland und Europa einzuführen und
2. dieses auch auf andere ähnlichen Gefährdungen unterliegende Handgeräte der SK II und I und Tischverteiler auszudehnen.
Die Umsetzung bis zu einem Beschluß der BAuA dauerte da bis 2019.
Alternativ wurde aber schon in BGI 608 DGUV Information 203-006 (BGI 608) ab 2012 gefordert auf Baustellen bei Handgeräten mobile PRCD`s
vorzuschalten, wobei einfache elektronische Schutzgeräte nach wie vor nicht erlaubt sind.
Bei neuen Anlagen existiert nun in der Anwendung als Schutzmaßnahme gegen elektrischen Schlag im Endstromkreis die Sicherheitskette
LS B16 - RCD in der Anlage 30 mA - mobiler Baustellen RCD 30 mA -
- mobiler fester RCD am Gerät, wobei jeder dieser Schutzbausteine für sich eigenständig den Schutz gegen elektrischen Schlag unter Normalbedingungen gewährleisten muß und jeder der nicht selektive Kette von RCD dann für sich Zusatzschutz gewährleistet.
Das vor dem ersten Einsatz natürlich die Funktion hinsichtlich Verpolung u.a.
geprüft wird ist sicher selbstverständlich.
Bei den weiteren Prüfschritten solle dann aber durch konkrete GB abgeschätzt werden, welche Prüfschritte unter Berücksichtigung der Anwendung wirklich notwendig sind, oder bei welchen nicht die Gefahr besteht mehr kaputt zu machen als Sicherheit zu erhöhen.
Sinnvoller wäre es da durch Normung als Zusatzschutz die Anwendung in der Breite durch Elektronik bezahlbarer und breiter zu machen und die Applikationen zu erhöhen als durch formale 99,999 % Normung mehr Probleme bei Prüfungen zu schaffen und damit die Verbreitung abzuschrecken oder zu verhindern.
M. M.

Bayern

01.11.2021

22:05 Uhr

Da dies immer wieder auftaucht: Das lösen zweier Schrauben sollte weit entfernt von "Zerstörung" sein. Auch wenn die Prüfung eigentlich ohne das Öffnen irgendwelcher Teile möglich sein sollte, jeder Prüfer dürfte irgendwann feststellen das es eben nicht nur Schwarz und Weiß gibt. Bei jeder Prüfung muss individuell beurteilt werden (Stichwort Gefährdungsbeurteilung). Unterm Strich ist und bleibt der Prüfer selbst verantwortlich, selbst bei vorliegender Gefährdungsbeurteilung. Die Prüfung einer PRCD auf das Testen der "Test" Taste zu beschränken, weil der Prüfer (aus welchen Gründen auch immer) unfähig ist zwei Schrauben zu lösen, kann unmöglich im Sinne irgendeiner Norm sein. Die richtige Funktion einer PRCD kann Leben retten. Darum sollten alle relevanten Funktionen auch überprüft werden, sofern dies ohne außergewöhlich großen Aufwand machbar ist. Eine, durch zwei Schrauben befestigte, Abdeckung zu entfernen zähle ich nicht als großen Aufwand. Die Prüfung einer PRCD erfolgt nicht nur nach DIN VDE 0701 & DIN VDE 0702, sondern in Teilschritten auch nach DIN VDE 0105-100. Von den konkreten Forderungen der DGUV mal ganz abgesehen. Das "drücken" vor dem Öffnen eines PRCD Gehäuses (bei, in Anschlussleitungen, fest eingebauten PRCD) wäre vergleichbar damit, eine elektrische Anlage ohne das öffnen der Abdeckungen in Verteilungen durchführen zu wollen...
A. H.

Sachsen

01.11.2021

18:29 Uhr

Die Darlegungen von M.M. aus Bayern sind wohl zuerst zutreffend für externe PRCD / PRCD-S. Wie schon einschränkend unter 1. angeben
" Wenn der Schutzleiter auf der Ausgangsseite nicht oder nur sehr schwer zugänglich ist, kann auf die Messung verzichtet werden."
Das wäre z.B. der Fall bei einem SK II Gerät, bei dem der PE nicht von außen zugänglich ist.
Ein Öffnen des Gerätes wäre dann ein Geräteeingriff der letztendlich in die
Festigkeit der Verbindungen eingreift.
"Wenn der Zugang z.B. nur durch das Öffnen einer Abdeckung mit ein paar Schrauben verhindert wird, nehme ich diesen leichten Aufwand in Kauf und prüfe den Schutzleiter richtig."
Das sollte man sich aber vorher beim Herstellerbestätige lassen.
"2. Isolationswiderstand
Dieser MUSS Eingangs- UND Ausgangsseitig gemessen werden (PRCD-S schaltet allpolig & DGUV Information 203-070). Die Messung des Ableitstromes ist KEIN Ersatz!"
Da faktisch eine dauerhafte Isolationsüberwachung durch die PRCD-S vorliegt, kann auf die Messung des Isolationswiderstandes nach VE 0100 - 105 / A1 : 2017 - 06 verzichtet werden.

6.
"Dass bedeutet für die Schutzleiterwiderstandsmessung bei PRCD-3pol:
- entweder muss die Messung mit einem langsam ansteigenden Strom erfolgen (mit bestimmten Installationstestern machbar) oder sie muss auf der Ein- und Ausgangsseite jeweils seperat erfolgen (Öffnen der PRCD nötig);"
Auslösung einer RCD sollte immer Fehlerrealistisch erfolgen.
In der Regel liegen die 230 V gegen Erde mit 50 Hz an, Anstieg von 0 auf 230 V bzw. 329 V Spitze innerhalb von 5 ms, VDE 0100-410 geht dabei von einem nahezu widerstandslosen Kurzschluß oder Erdschluß aus, Forderung Prüfung mit 5 x idn. Die VDE 100-710 berücksichtigt aber auch widerstandsbehaftete Fehler und fordert die Prüfung mit 1 x idn.
Es empfiehlt sich daher den Praxistip aus DGUV I 203 - 072 Ausgabe April 2021 S.54 zuerst immer mit 1 x idn erfolgen und dabei ein Üblichkeitswert von 20 ms bis 50 ms bei der Abschaltzeit erreicht werden.
Das erfordert natürlich die Zugänglichkeit zum L im zusammengebauten Zustand, gegebenenfalls in Abstimmung mit dem Hersteller zum L an der Maschine im geöffneten Zustand bei ausgeschalteter Maschine, z.B. am Schalter, was aber sicher schon sehr gewagt wäre, da bei Fehlmessung ein Loslaufen der Maschine möglich wäre und man das dann mit Einspannen und Festspannen der Maschine analog einem Kurzschlußversuch eines Motors sicher verhindern müßte und dazu noch eine abgesenkte Netzspannung benötigen würde.
Insofern wird daher eine solche Messung sicher unterbleiben müssen.
Als Messung der Wirksamkeit des PE würde aus Gründen des internen PRCD-S unter Berücksichtigung einer angebohrten Fremdleitung ein Widerstand von 0,3 Ohm ausreichend sein, damit das Schutzorgan der Fremdleitung abschaltet.
Diese Wert läßt sich bei einem Handgerät SK 1 an berührbaren mit dem PE verbundenen Teilen sicher auch mit low Ohm Messung mit 7 mA nachweisen, über die die meisten Meßgeräte verfügen.
A. H.

Sachsen

01.11.2021

09:28 Uhr

Prüfungen sollen grundsätzlich zerstörungsfrei durchgeführt werden.
Bei der nach meiner Meinung und oft geforderten direkten Zuordnung eines
PRCD zur Maschine in der Anschlußleitung der Maschine muß der Hersteller gemäß Produktsicherheitsgesetz, Betriebssicherheitsverordnung und
TRBS 1201 Anweisungen dafür geben, wie diese spezielle Konstellation geprüft werden kann und gegebenenfalls für mit gängigen Prüfspitzen zugängliche Prüfkontakte an der Maschine sorgen.
Da diese direkte Zuordnung von PRCD und PRCDS zu Maschinen leider
noch nicht so oft geläufig ist, mag vielen Herstellern dieses noch nicht ausreichend bewußt sein und fehlen solche Prüfmöglichkeiten.
Damit kann dann nach Normenlage die Prüfung der Maschinen nur durch
Test des PRCD an der Auslösetaste erfolgen ohne daß dabei Meßwerte aufgenommen werden können.
M. M.

Bayern

28.10.2021

13:24 Uhr

Guten Tag, Durch eine ehemalige Tätigkeit als QM bei einem großen Prüfdienstleister (inzwischen Ausbildungsmeister einer Elektroinnung) und einer aktiven Mitgliedschaft bei einer Feuerwehr habe ich mich sehr intensiv mit der Prüfung tragbarer Stromerzeuger und PRCD in all ihren facetten befasst.
Für die Prüfung solcher Geräte ist umfassendes Wissen über deren Funktion notwendig, nur dadurch lässt sich ein Prüfablauf festlegen. Die Prüfung setzt sich teilweise aus:
1. DIN VDE 0701 / DIN VDE 0702
2. DIN VDE 0105-100
3. DGUV Information 203-070
4. Herstellervorgaben
zusammen.

Wichtigstes Kriterium für alles weitere ist: um welche Art PRCD handelt es sich (PRCD-S; PRCD-S+; PRCD-S pro; PRCD-3pol; PRCD-K)?

PRCD-S verfügen über einen erweiterten Funktionsumfang, die Schutzleiterüberwachung. Die besonderen Eigenschaften einer PRCD-S:
- Unterspannungsaulösung (Unterbrechung L oder N);
- Überwachung ob Schutzleiter vorhanden (es muss ein gewisser Strom über den Schutzleiter fließen, ansonsten lässt sich die PRCD-S nicht einschalten. Darum keine Verwendung an tragbaren Stromerzeugern möglich.)
- Überwachung des Netzseitigen Schutzleiters über die "On" Taste (Graphit behandelter Kunststoff) gegen den Menschen > lässt sich bei Spannung auf dem Schutzleiter nicht einschalten / schaltet ab (es darf kein zu hoher Strom über den Menschen fließen. Diese Funktion wird durch Handschuhe überlistet!)
- Überwachung des Schutzleiters auf Fremdspannung (Ausgangsseitig auftretend) > PRCD-S lässt sich nicht einschalten / schaltet NICHT aus (der Schutzleiter muss bei dieser Bedingung
(PRCD-S beim Auftreten des Fehlers bereits eingeschaltet) stehen bleiben, eine PRCD-S kann dies nur erreichen in dem sie nicht abschaltet!)

Diese besonderen Eigenschaften bedeuten für die Prüfung einer PRCD-S:
1. Schutzleiterwiderstand
Dieser kann nur im eingeschalteten Zustand der PRCD-S gemessen werden.
Alternativ kann (öffnen der PRCD notwendig) die Eingangs- und Ausgangsseite seperat gemessen werden, die Interpretation der Messwerte ist Aufgabe des Prüfers. Wenn der Schutzleiter auf der Ausgangsseite nicht oder nur sehr schwer zugänglich ist, kann auf die Messung verzichtet werden. Wenn der Zugang z.B. nur durch das Öffnen einer Abdeckung mit ein paar Schrauben verhindert wird, nehme ich diesen leichten Aufwand in Kauf und prüfe den Schutzleiter richtig.

2. Isolationswiderstand
Dieser MUSS Eingangs- UND Ausgangsseitig gemessen werden (PRCD-S schaltet allpolig & DGUV Information 203-070). Die Messung des Ableitstromes ist KEIN Ersatz!
Anmerkung: Kein auf dem Markt verfügbarer Gerätetester (auch wenn eine PRCD Prüfsequenz vorhanden ist) kann die Ausgangsseitige ISO.
Für die verschiedenen Varianten (z.B. PRCD-S fest in der Zuleitung des Gerätes) gilt, je nachdem wie genau der Aufbau ausgeführt wurde gibt es verschiedene Möglichkeiten. Fakt ist, der Isolationswiderstand L&N gegen PE müssen für die PRCD-S auf der Eingangs- und Ausgangsseite gemessen werden.
In manchen Fällen können alle Geräte über eine ISO Messung am Ausgang der PRCD-S mitgenommen werden (öffnen der PRCD u.U. nötig).
Zu beachten ist der Messwert auf der Eingangsseite. Aufgrund der Schutzleiterüberwachung beträgt dieser i.d.R. ca. 240kOhm L&N gegen PE, bzw. jeweils ca. 480kOhm L und N einzeln gegen PE. Obwohl hier unter 1MOhm, in Ordnung da durch Produktnorm und Herstellervorgabe gedeckt.
Aufgrund der Wichtigkeit der Messung und den geringen Umständen sie zu realisieren, würde ich auf keinen Fall darauf verzichten. Abgesehen davon wird sie sowohl durch die DGUV (ganz konkret), als auch die VDE gefordert.

Theoretisch ist auch die Isolationswiderstandsmessung gegen die "On" Taste nötig (leitfähig, berührbar, nicht mit dem Schutzleiter verbunden - bei PRCD-S und PRCD-S+). Aufgrund des technischen Aufbaus verzichte ich in der Regel hierauf. Allerdings findet natürlich eine Berührungsstrommessung - während Fehler > PE Netz unter Spannung - in beiden Polaritäten statt (dies entspricht dem schlimmsten möglichen Zustand).

3. Ableitstrom
Dieser ist selbstverständlich nach DIN VDE 0701 / DIN VDE 0702 zu messen, aufgrund der Schutzleiterüberwachung entfällt die passive Methode. Sofern die PRCD fest in eine Anschlussleitung eingebaut ist, findet die Messung sinnvoller weiße statt, während das angeschlossene Gerät in Betrieb ist - in beiden Netzpolaritäten.
Bei PRCD-Spro wird die Messung von der PRCD nicht bestanden, Hintergrund ist die Methodik der Schutzleiterüberwachung. Hier steht noch eine Anweisung des Herstellers aus (Bemerkung im Protokoll!).

4. Berührungsstrom
Die "On" Taste der PRCD-S und PRCD-S+ ist berührbar, leitfähig und nicht direkt mit dem Schutzleiter verbunden. Der Berührungsstrom ist zu messen - in beiden Netzpolaritäten (passive Methode entfällt). Erfahrungsgemäß macht diese Prüfung den meisten Sinn während des Fehlers "Spannung auf PE (Netzseitig)". Sofern die PRCD fest angeschlossen in der Zuleitung für ein Gerät verbaut ist, muss der Berührungsstrom selbstverständlich auch an leitfähigen, berührbaren Teilen des entsprechenden Gerätes, die nicht mit dem Schutzleiter verbunden sind, gemessen werden.

5. RCD Messungen
Für die RCD gelten die allgemeinen Vorschriften. Auslösezeit und -strom sollten überprüft werden. Gerätetester können i.d.R. nur Auslösezeiten. Normativ wird auch nur die Messung der Auslösezeit gefordert. Ich persönlich prüfe bei RCD grundsätzlich die Auslöseströme mit - in Vollwelle und Halbwellen (in PRCD-S sind RCD Typ A. Ausnahme eine Variante des PRCD-Spro).
Bei PRCD-Spro ist keine Auslöseprüfung möglich. Die RCD reagiert bereits auf die, von allen Installationstestern, zunächst durchgeführte Berührungsspannungsmessung (Bemerkung im Protokoll!).

6. Funktionsprüfungen
a) Selbstverständlich muss eine Auslösung beim Betätigen der "Test" Taste erfolgen;
b) Die Unterspannungsauslösung (Unterbrechung L/N) muss überprüft werden (PRCD muss abschalten/darf sich nicht einschalten lassen);
c) Die Unterbrechung des Schutzleiters muss überprüft werden (PRCD muss abschalten/darf sich nicht einschalten lassen);
d) Spannung auf Schutzleiter Eingangsseitig (L/N vorhanden, anstelle PE ist der L auf dem PE Eingang der PRCD-S) > PRCD-S darf sich nicht einschalten lassen (Lässt sich bei PRCD-S (nicht bei -S+ oder -Spro!) durch Handschuhe oder zu hohe Standortisolation überlisten!)
Anm.: Dieser Prüfschritt wird von keinem Messgerät beherrscht. Leider auch nicht von einem sehr teuren Prüfadapter eines großen Messgeräte Herstellers, obwohl dieser Prüfschritt dort vorhanden ist (Konstruktionsfehler, zu hoher Widerstand zum Netz PE. Für die PRCD-S wie Schutzleiterunterbrechung. Die WICHTIGSTE Funktion der PRCD-S wird dadurch, bei diesem Prüfadapter NICHT überprüft. Lässt sich dadurch belegen, dass während des eingestellten Fehlers am Adapter kein Isoliertes Einschalten der PRCD-S möglich ist. Wird der Fehler korrekt simuliert, kann eine PRCD-S, totz des Fehlers, isoliert (z.B. Handschuhe) eingeschaltet werden).
e) Fremdspannung auf dem Schutzleiter
(Ausgangsseitig Außenleiter auf dem Schutzleiter!)
Die PRCD-S lässt sich nicht einschalten (Besonderheit PRCD-S: bei zu hoher Isolation des Menschen gegen Erde Einschalten möglich!). Wenn der Fehler bei eingeschalteter PRCD-S auftritt, darf sie NICHT abschalten (der Schutzleiterpfad muss stehen bleiben).
Die PRCD-S+ und PRCD-Spro müssen abschalten, hier muss dann überprüft werden, dass der Schutzleiter nicht unterbrochen wurde (z.B. Spannungsmessung am PE Eingang - keine Durchgangsprüfung da Spannung anliegen sollte!)

PRCD-3pol und PRCD-K unterscheiden sich in ihrer Funktion dahingehend, dass diese nicht über die Schutzleiterüberwachung verfügen. Die aus der Schutzleiterüberwachung resultierenden Prüfschritte entfallen dementsprechend.
Allerdings ist der Schutzleiter bei diesen PRCD gegensinnig durch den Summenstromwandler geführt und beim PRCD-K zusätzlich ein Varistor im Schutzleiterpfad (K steht für Katastrophenschutz, die PRCD-K lässt sich an tragbaren Stromerzeugern betreiben, bietet dabei z.B. einen erhöhten Schutzpegel da Potentialübertragungen einer SK I Tauchpumpe im unter Wasser stehenden Keller auf das Potentialausgleichssystem des Stromerzeugers - durch den Varistor - unterbunden werden. Sollte der Varistor leitfähig werden (ab ca. 20V > Überprüfung durch Messung Uiso) wird die RCD auslösen. Hinzu kommt, dass der Varistor unerwünschte Fehlauslösungen verhindert.)
Dass bedeutet für die Schutzleiterwiderstandsmessung bei PRCD-3pol:
- entweder muss die Messung mit einem langsam ansteigenden Strom erfolgen (mit bestimmten Installationstestern machbar) oder sie muss auf der Ein- und Ausgangsseite jeweils seperat erfolgen (Öffnen der PRCD nötig);
bei PRCD-K entfällt die Methode mit dem langsam ansteigenden Strom aufgrund des Varistors. Hier bleibt nur die seperate Messung bei geöffneter PRCD. In anbetracht der Wichtigkeit dieser Messung und des kleinen Aufwandes, der durch das Öffnen entsteht, führe ich die Messungen immer durch.
Da der Schutzleiter gegensinnig durch den Summenstromwandler geführt ist, führe ich auch immer zwei Auslöseprüfungen durch.
Einmal L Ausgang gegen PE / N Eingang > Auslösung bei den normalen Werten, und einmal L Ausgang gegen PE Ausgang > Auslösung muss ca. bei der Hälfte des zuvor gemessenen Wertes erfolgen (Verdopllung des Magnetfeldes im Summenstromwandler).
Man kann sich freilich darüber streiten ob die zweite Messung nötig ist. Da der Aufwand sehr gering ist und es ein zusätzlicher Indikator für die ordnungsgemäße Funktion ist, führe ich diese ebenfalls immer durch.
Der Hersteller fordert bei der PRCD-K zusätzlich eine Prüfung des Schutzleiterpfades mittels einer Kleinspannung und Widerständen.

Die Messungen können von Gerätetestern in der Regel nicht alle erbracht werden. Installationstester können prinzipiell alle notwendigen Messungen, allerdings nur mit besonderem Zubehör. In der Praxis hat sich eine Kombination aus beiden Messgeräten für die Prüfung bewährt.

Die Fehlersimulationen erfordern ebenfalls besonderes Zubehör. In der Praxis hat sich hierfür ein Steckdosen Adapter mit Bananenbuchsen hervorragend bewährt. Für manche Prüfschritte sind allerdings gewisse Widerstände nötig (Fremdspannung auf PE soll natürlich nicht zum Ansprechen einer Schutzeinrichtung führen). Ein "genullter" Prüfanschluss ist natürlich für die RCD Messungen äußerst praktisch.

Ich überprüfe Geräte, mit fest eingebauter PRCD in der Anschlussleitung, als "ein" Gerät. Wichtigster Baustein ist hier das Bemerkungsfeld des Prüfprotokolls. Grundsätzlich müssen für alle Geräte die jeweils notwendigen Prüfschritte erfolgen. Manche Prüfschritte können alle Geräte direkt beinhalten, manche sind gesondert durchzuführen. Im Prüfprotokoll werden sie zusammengeführt und ggf. über Bemerkungen ergänzt und der Prüfablauf erläutert.

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