Wir haben immer wieder Probleme mit dem Umgang von Ableitströmen an Geräten mit Frequenzumrichtern – z. B. Textilreinigungsmaschinen, Waschschleudermaschinen, Wäschetrockner. Diese sind alle gewerblich genutzt, entweder ortsfest mit Festanschluss ans Stromnetz oder über CEE-Steckvorrichtung. Schukostecker kommen dabei nicht vor. Alle Geräte sind standardmäßig mit ein- oder dreiphasigen Frequenzinvertern ausgestattet. Es geht dabei um folgende Probleme:
- Differenzstrom-Messung bei Prüfung nach VDE 0701-0702
- Auswahl des Fehlerstromschutzschalters nach Typ A oder B
- Auswahl des Messgerät: Echteffektiv-Leckstrommesszange Fluke 368 FC
- schaltbarer Tiefpass 40 Hz … 70 Hz, sonst 40 Hz … 1 kHz.
Problem 1: Anzeige hoher Differenzströme bei Messung ohne Tiefpass durch Inverter, ohne dass ein Defekt vorliegt. Dies tritt auch schon bei werksneuen Maschinen auf. So habe ich z. B. eine Waschschleudermaschine Typ HS-6017 gemessen, wo ich 2,8 mA ohne Tiefpass maß – also i. O. Einen Tag später maß eine Textilreinigungsmaschine, ohne Filter betrug der Messwert 93 mA, mit Filter 5,7 mA. Alle Maschinen werden bei Aufstellung ohne zusätzlichen weiteren Schutzleiter in 10 mm2 angeschlossen. Die Meinung des deutschen Inverkehrbringers hierzu war, dass die Messung mit Tiefpass zu erfolgen hat, da ohne Tiefpass falsche Werte angezeigt werden. Liegt trotz einer Verwendung eines Tiefpass der Differenzstrom noch über 10 mA, dann sei ein zusätzlichen Schutzleiter zu installieren.
Problem 2: In einem anderen Betrieb mit neuer Elektroinstallation wurde in der Verteilung u. a. eine 32 A-Absicherung für drei Maschinen vorgesehen. Von den Anschlusswerten der Maschinen werden diese 32 A auch bei gemeinsamem Betrieb nicht erreicht – soweit also in Ordnung. Der Installateur hat sich bei Bau der Verteilung an die Installationsanleitung des Herstellers gehalten, die für die betreffenden Maschinen einen Fehlerstromschutzschalter Typ A vorsehen.
Nun sind alle drei an diesem Stromkreis hängenden Maschinen mit insgesamt fünf Invertern ausgestattet, für welche die mir bekannten Vorschriften bzw. Regeln sowie auch die RCD-Hersteller ausdrücklich den Typ B vorschreiben. Der deutsche Inverkehrbringer ist nach expliziter Anfrage zu keiner Aussage bereit. Die hier gemessenen Differenzströme betragen an jeder Maschine zwischen 25 mA und 35 mA ohne Tiefpass. Mit Tiefpass zwischen 4 mA und 8 mA.
Nach einigen Wochen problemlosen Betriebs löst nun sporadisch der RCD aus, ohne dass ein Defekt für einen ständig auffallend hohen Differenzstrom festgestellt werden kann. Der Auslösestrom des Fehlerstromschutzschalters beträgt nach Herstellerangabe 30mA. Der Inverkehrbringer empfiehlt eine Umgehung der Verpflichtung zur Installation einer RCD. Abgesehen davon ist es Wunsch des Betreibers, die neue Installation in seinem neuen Betrieb auch auf dem Stand der Technik zu haben.
Zusammenfassend stellen sich uns nun folgende Fragen:
- Die uns in diesem Zusammenhang bekannte DIN EN 61140 sieht unter Abs. 7.6.3.3 eine Berücksichtigung von Frequenzen bis 1 kHz vor. Würde das bedeuten, dass die Differenzstrommessung ohne Tiefpass zu erfolgen hat?
- Ausnahmen von der Verwendung von RCDs Typ B bei nachgeschalteten Invertern sind uns nicht bekannt. Gibt es sie vielleicht doch?
- Im konkreten Fall (drei Maschinen mit Invertern) an einem Fehlerstromschutzschalter – welcher Auslösestrom wäre hier sinnvoll?
- Schreibt die DIN EN 61800-5-1 bei Verwendung einer Industriesteckverbindung (CEE) mit mindestens 2,5 mm2 Schutzleiter wirklich keinen weiteren Schutzleiter in 10 mm2 vor – hier speziell bei höheren Ableitströmen?
H. M., Schleswig-Holstein