Nähert man sich dem heutigen Firmensitz, fällt sofort der »Bauhausstil« des Verwaltungsgebäudes ins Auge: zeitlos, modern, mit hellem Ambiente und lichtdurchfluteten Räumen und Fluren (Bild 1). Es hat sich viel getan in den über 75 Jahren seit der Gründung und darauf darf man bei Lammers auch stolz sein. Insgesamt etwa 20.000 m2 Firmengelände, davon 10.000 m2 überdacht sprechen für sich.
Und man hat einen hohen Anspruch bei Lammers. So ist auf der firmeneigenen Webseite zu lesen: »Um unserem hohen Qualitätsanspruch gerecht zu werden, realisieren wir sämtliche mechanischen und elektrischen Bearbeitungsschritte bei uns im Haus, mit eigener Kompetenz. Kurzfristige Lieferungen erhalten Sie bei uns selbstverständlich auch dann, wenn es um Sonderausführungen und Modifikationen geht. Qualität ist für uns Antrieb und Verpflichtung zugleich. Dieses Prinzip verfolgen wir entschlossen weiter: heute, morgen und in Zukunft.«
Und dieser Qualitätsanspruch ist auch im Firmenlogo zu sehen: »Dieses ‚Q‘ soll den Querschnitt eines Motors zeigen und war für uns der Anlass unseres Mottos ‚Qualität bewegt‘«, so Marco Hukriede, Geschäftsführer Vertrieb bei Lammers (Bild 2). »Wir haben uns auf die Fahne geschrieben, dass wir ein sogenanntes Q-4-Prinzip verfolgen. Hier unterscheiden wir unsere vier Geschäftsbereiche.«
Begonnen als Reparaturwerkstätte
Elektrohandwerkzeuge oder besser gesagt, die Reparatur von Bohrmaschinen, Heckenscheren und weiteren Geräten waren 1946 und in den Folgejahren das Startkapital der Clemens Lammers GmbH & Co. KG (Bild 3). Schon drei Jahre später zog man an einen neuen Standort in die Salzbergener Straße um und auch dort wurden die Lager- und Werkstattflächen kontinuierlich ausgebaut.
Selbstredend ließ auch ein neuer Geschäftsbereich nicht lange auf sich warten: »Ganz wichtig ist auch heute noch der Bereich der Drehstrommotoren, Pumpen, Lüfter usw., der von Beginn an in unserem Angebotsportfolio war und den man bei Lammers auch nie aus dem Auge verloren, sondern weiterentwickelt hat. Hier – also in der Abteilung Service und Instandhaltung (Bild 4) – benötigen wir auch immer noch die meiste ‚Manpower‘«, so Marco Hukriede.
Und von dieser »Manpower«, zu der auch drei Damen gehören, wird im sogenannten 24/7-Betrieb auch eine gewisse Flexibilität abverlangt. Fällt bei einem Kunden ein Antriebsstrang während einer Nachtschicht oder am Wochenende aus, dann sind die Monteure von Lammers vor Ort.
Zum heutigen Standort im Offenbergweg von Rheine (2007) gesellte sich im Jahr darauf noch die Tochter »Lammers Trioda Motors Kft« in Budapest, Ungarn dazu, die zwar keinen eigenen Reparaturbetrieb fährt, doch – was den Handelsbereich betrifft – mit dem Stammhaus in Rheine gleich aufgestellt ist.
Weitere »Standbeine«
Viele Betriebe würden sich jetzt mit dem Erreichten begnügen, nicht so Lammers: »Vor ca. 30 Jahren haben wir dann mit dem Import und Handel von Elektromotoren begonnen. Das ist unser zweites Standbein und mittlerweile auch das umsatzstärkste. Hinzu kommt das ‚dritte Q‘, nämlich die Abteilung Sonderantriebe. Wir sind bei uns im Unternehmen mechanisch und elektrisch gesehen vollstufig und könnten auch selbst Motoren fertigen, das macht aber von der Kostenseite her keinen Sinn mehr«, konstatiert Hukriede.
Gefertigt wird also in Tschechien und Asien, was aber nicht bedeutet, dass alle Maschinen in exakt dieser Ausstattung über Lammers »nur« vertrieben, werden: »Wir können alle Motoren hier bei uns modifizieren, das ist dann auch genau das, was ich mit Sonderantrieben meine. Kommt ein Kunde auf uns zu und sagt, dass er den Motor ‚XY‘ in rot und mit einer bestimmten Welle und weiteren Attributen benötigt, dann können wir das hier in Rheine erledigen«, so der Vertriebschef und holt noch etwas weiter aus: »Sie müssen sich das so vorstellen, als würden Sie zu einem Autohändler gehen und sagen, dass Sie gerne den Golf mit einem Schiebedach hätten. Dann sagt der Händler zu Ihnen, dass das leider mit einer gehörigen Portion an Lieferzeit einhergeht, da er das erst im Werk bestellen muss. Wir könnten dagegen hingehen und fräsen die Öffnung für das Schiebedach hier bei uns direkt im Werk und setzen das gewünschte Dach dann ein.«
Mit dem Ergebnis, dass Lammers in den meisten Fällen kurze Lieferzeiten garantieren kann und hierauf auch einen starken Fokus legt: »Wie ich schon erwähnte, sind wir hier mechanisch als auch elektrisch in der Lage, alles selbst zu erledigen. Wir haben eine eigene Dreherei, besitzen Fräsmaschinen, verfügen über eine eigene Wickelei und haben ein Prüffeld bei uns, bei dem wir auch Lastprüfungen bis 400 kW durchführen können.«
Das alles geht nur mit einer gehörigen Portion Know-how, den dazu notwendigen Maschinen und einer entsprechenden Lagerhaltung (Bild 5) und vor allem qualifizierten Mitarbeitern (Bild 6). Alle vier Voraussetzungen findet man in den Hallen von Lammers in Rheine. So verfügt man z.B. ständig über 60.000 Antriebe und etwa 12.000 Palettenstellplätze. Das Auffinden eines bestimmten Motors geht dann nur noch über eine entsprechend moderne EDV-gestützte Lagerausstattung.
Zustandsorientierte Instandhaltung – ZOI
Auf diesen Punkt ist man bei Lammers besonders stolz. Im Jahr 1996 patentiert und im Werk eingeführt, erläutert Marco Hukriede die Grundzüge des vierten Standbeins (Q4) seines Unternehmens: »Hier befinden wir uns dann im Segment ‚Diagnostik‘, die auch die Zustandsorientierte Instandhaltung beinhaltet. Das bedeutet, hier gehen unsere Mitarbeiter in externe Produktionsbetriebe und stellen dem Kunden die Frage, warum er seine Anlage immer bis zum Ausfall betreibt. Wir schlagen ihm sogenannte Messrunden vor und können ihm dann z.B. anzeigen, dass diesem oder jenem Motor ein Lagerschaden droht. Im nächsten planmäßigen Stillstand können wir die Maschine dann überholen.«
Die dazugehörigen Messungen beinhalten folgende Punkte:
- Frequenz- und Schwingungsanalyse
- Thermographie
- laseroptische Ausrichtung
- Analyse von Wicklungssystemen
- mobiles Auswuchten
- Messung von Riemenspannungen
- Stoßspannungsprüfungen bis 24 kV.
Zukünftige Ausrichtung
Bereits jetzt, so ist sich Marco Hukriede sicher, hat man bei Lammers einen guten und auf die Zukunft ausgerichteten Weg eingeschlagen. Doch das »Ende der Fahnenstange« ist natürlich (noch) nicht erreicht: »Das große Thema ist und bleibt die Digitalisierung. Das betrifft sowohl den Bereich Service und Instandhaltung als auch die Neumotoren, wobei hier auch die Energieeffizienz ein weiteres großes Thema ist. Hier wird es zu den jetzt schon erhältlichen Motoren bestimmt Weiterentwicklungen geben. Über welche Wirkungsgradklassen wir dann sprechen werden, muss man schauen. Was die Reparaturen betrifft muss ich sagen, dass sich die Grenze der Rentabilität nach oben verschieben wird. Ich denke, dass sich dann bei allen Motoren bis ca. 15 kW ein reiner Lagerwechsel nicht mehr lohnt. Allerdings ist das auch ein eher ‚deutsches‘ Problem, weil wir hier eben die höheren Lohn- und Betriebskosten haben.«
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