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Geschichte des bayerischen Elektroverbandes

Vorreiter und Impulsgeber fürs bayerische Elektrohandwerk

Quelle: Museen der Stadt Nürnberg, Graphische Sammlung
Quelle: Museen der Stadt Nürnberg, Graphische Sammlung
Am 16. September 1882 gastiert die »Elektricitäts-Ausstellung« in München – ein Jahr nach der ersten Ausstellung dieser Art in Paris. Organisator dieser ersten Branchenausstellung der elektrotechnischen Industrie in Deutschland ist Oskar von Miller, der spätere Gründer des Deutschen Museums. »Die Bevölkerung Süddeutschlands hatte hier zum erstenmal die Gelegenheit, die Anwendung des elektrischen Stromes durch praktische Vorführung der Dynamo-Maschine und des Elektromotors, der Glühlampe und des Bogenlichts für die öffentliche Straßenbeleuchtung … und den bis dahin noch unbekannten Telefonbetrieb kennenzulernen«, so Oskar von Miller im Rückblick. Bayern kommt also von Beginn an eine führende Rolle bei der Entwicklung dieser neuen Technologie zu. Bereits seit dem 7. Juni 1882 ist in der Nürnberger Kaiserstraße die erste dauerhafte elektrische Straßenbeleuchtung in Deutschland in Betrieb (Bild 1).

Bayerische Vertreter sind demgemäß auch von Beginn an bei der Gründung des Verbands der elektrotechnischen Installa­tionsfirmen in Deutschland E.V. (VEI) im Jahre 1902 in Frankfurt/Main beteiligt. Ziel des Verbandes ist die Sicherung und Stärkung des Elektro-Installateur-Gewerbes im Konflikt mit  Stromversorgern und Elektro-Industrie. Die Organisationsform des neuen Verbandes ist zunächst zentralistisch mit unmittelbarer Einzelmitgliedschaft der beteiligten Firmen. Schon bald bilden sich jedoch Bezirksvereine.

Bereits 1903 wird der Nordbayerische Bezirksverein mit Sitz in Nürnberg gegründet, 1908 folgt der Südbayerische Bezirksverein mit Sitz in München. Wichtige Themen der beiden Bezirksvereine sind unter anderem der Kampf gegen Monopolbestrebungen der Groß­firmen und Stromversorgern, Initiativen zur Sicherung der qualifizierten Ausbildung sowie für Mindestpreise für elektrotechnische Tätigkeiten.

Gründung des Landesverbands Bayern

Bild 2: Satzung des Bayerischen Landesverband von 1923
Bild 2: Satzung des Bayerischen Landesverband von 1923
1923 kommt es schließlich zu einer Fusion der beiden Bezirksvereine. Der Anstoß dafür geht von Nordbayern aus. Auf einer gemeinsamen Mitgliedsversammlung in Regensburg wird am 17. Februar 1923 der »Verband Deutscher Elektroinstallations-Firmen – Landesverband Bayern e.V.« gegründet. Zuvor hatten beide Bezirksvereine der Verschmelzung und der neuen gemeinsamen Satzung (Bild 2) einstimmig zugestimmt. Die Satzung sieht weiterhin die Mitgliedschaft von Einzelfirmen vor. Der Vorstand des neuen Landesverbands ist paritätisch mit Vertretern aus Süd- und Nordbayern besetzt. Von nun an gibt es also einen einheitlichen Landesverband für ganz Bayern (allerdings ohne die damals bayerische Pfalz) (Bild 3).

Die Gründung des Landesverbands in Bayern hat unmittelbare Auswirkungen auf den Gesamtverband. Angesichts des starken Wachstums der Elektrohandwerksbranche war die bisherige Organisationsform des Verbandes mit Einzelmitgliedschaft der Firmen im Gesamtverband nicht mehr praktikabel. Auf Initiative Bayerns wird daher 1924 auf dem Stettiner Verbandstag die Umgestaltung des Verbandes beschlossen. Das Reichsgebiet wird in 17 Bezirksverbände aufgeteilt, in denen die Einzelfirmen organisiert sein sollen. Die Mitgliedschaft im Gesamtverband beschränkt sich von nun an auf diese Bezirksverbände. Einer der wesentlichen Themen des bayerischen Landesverbands ist weiterhin der Kampf für den freien Wettbewerb und gegen Monopolbestrebungen der Elektrizitätswerke. Bereits 1927 kann der Landesverband bayernweit einheitliche Meisterprüfungen für Elektrohandwerker durchsetzen. Bei einer Mitgliedsversammlung des Bayerischen Landesverbands im Jahr 1927 bemerkt Georg Montanus, der Gründer und langjährige Vorsitzende des Bundesverbands VEI, zur Arbeit des Landesverbandes, »daß Ihr Landesverband am besten arbeitet von unseren 17 Bezirksverbänden.«

Entwicklung des Verbands nach 1933

Bild 3: Ehrennadel des Bayerischen Landesverband aus den 1920er Jahren
Bild 3: Ehrennadel des Bayerischen Landesverband aus den 1920er Jahren
Nach der Weltwirtschaftskrise kommt es parallel zum Machtantritt der Nationalsozialisten ab 1933 zu einer langsamen wirtschaftlichen Erholung, bedingt sicherlich auch durch massive Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen des Nazi-Regimes und eine konsequente Ausrichtung der deutschen Wirtschaft auf einen geplanten Krieg. Von der verstärkt einsetzenden Bautätigkeit profitiert natürlich auch das Elektrohandwerk.

Der Gesamtverband des Elektrohandwerks wird nach 1933 wie alle Verbände und Organisationen in Deutschland rasch gleichgeschaltet und zentralisiert. Der neue Reichsinnungsverband des Elektro-Handwerks verlegt seinen Sitz von Frankfurt nach Berlin. Die Landesverbände werden zur unselbständigen Bezirksstellen des Verbandes degradiert, so auch der Bayerische Landesverband, der nun zur Bezirksstelle Bayern wird. Alle Elektrohandwerksbetriebe müssen zwangsweise den Innungen auf Ortsebene beitreten. Diese Innungen sind wiederum Mitglied des Bayerischen Bezirksverbandes.

Mit zunehmender Kriegsdauer ist auch das bayerische Elektrohandwerk überwiegend  mit Instandhaltung zerstörter Elektroanlagen beschäftigt. Im Juni 1944 wird die Geschäftsstelle des Bezirksverbandes völlig ausgebombt.

Wiedergründung nach 1945

Bei Kriegsende gibt es in Bayern noch 27 Innungen mit etwa 3000 Mitgliedsbetrieben. Die amerikanische Besatzungsmacht verbietet in einer Anordnung die Zwangsmitgliedschaft, nicht jedoch die Innungen als solche. Aus Zwangsmitgliedern werden somit freiwillige Mitglieder, sofern sie nicht ihren Austritt erklären. Der Fortbestand der Innungen erleichtert den Wiederaufbau des bayerischen Landesverbands. Am 28. Februar 1946 treffen sich einige Elektrohandwerksmeister aus München zur Vorbereitung einer Neugründung des Landesverbands. Bei einer weiteren Zusammenkunft am 28. März wird Josef Schmid, der Obermeister der Elektroinnung München, zum Vorsitzenden des neu gegründeten bayerischen Landesverbands bestimmt. Die endgültige Genehmigung des Landesverbands durch das Bayerische Wirtschaftsministerium kann jedoch erst im Herbst 1946 erreicht werden.

Ein wichtiges Problem des bayerischen Elektrohandwerks in der Nachkriegszeit sind die Rohstoffknappheit und daraus resultierend der Mangel an Elektroinstalla­tionsmaterial.

»Der Elektromeister« als Organ des Landesverbandes

Bild 4: Von 1948 bis 1971 ist der »Elektromeister« das offizielle Organ des Bayerischen Landesinnungsverbands
Bild 4: Von 1948 bis 1971 ist der »Elektromeister« das offizielle Organ des Bayerischen Landesinnungsverbands
Bereits 1947 beschließt der Landesverband die Herausgabe einer eigenen Fachzeitschrift. Im Februar 1948 erscheint schließlich im Richard Pflaum Verlag die erste Ausgabe des »Elektromeister« (Bild 4), als Mitteilungsblatt des Landesverbandes des bayerischen Elektrohandwerks. »Mit diesem Blatt bekommt das Elektrohandwerk ein wichtiges Instrument zur Vertretung seiner besonderen Belange«, schreibt Josef Schmid, der Vorsitzende des Landesverbandes des bayerischen Elektrohandwerks, im Editorial der ersten Ausgabe. Die Zeitschrift solle dazu beitragen, »die inneren und äußeren Widerstände, mit denen sich jeder Elektro­meister auseinandersetzen muß, durch geeignete Hinweise auf bestehende und gesetzliche Anordnungen, fachliche Unterrichtung und Weiterbildung, Austausch von Erfahrungen und allgemeine Diskussion überwinden zu helfen.«

Zwar ist die Zeitschrift in erster Linie als Mitteilungsblatt und offizielles Organ des bayerischen Landesverbandes konzipiert, es gibt jedoch auch Raum für andere Landesverbände, »ihre allgemeinen und speziellen Fragen zur Veröffentlichung zu bringen.« Die Erscheinungsweise der Zeitschrift ist zunächst monatlich, ab 1949 erscheint das Heft 14-täglich.

Die Themen des Heftes reichen von der klassischen Elektroinstallation, Beleuchtung, Rundfunk- und Fernmeldetechnik bis hin zu Ausbildungs- und Betriebsführungsthemen. Da in der Nachkriegszeit viele Elektrohandwerke auch ­­ein Ladengeschäft haben, liegt ein starker Schwerpunkt auf weißer und brauner Ware.

Anfängliche Distanz zum Bundesverband

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Dem seit 1950 existierenden Bundesinnungsverband des deutschen Elektrohandwerks mit Sitz in Frankfurt tritt der bayerische Landesinnungsverband zunächst nicht bei. Der Bundesverband sei »sowohl personell wie finanziell absolut unbefriedigend«, begründet das damalige Vorstandsmitglied Hans Loy die Ablehnung eines Beitritts im Jahr 1953. »Ich kenne keine einzige Frage von grundsätzlicher Bedeutung, die wir in Bayern nicht bestens angepackt und einer Lösung zugeführt hätten und zwar ohne jede fremde Hilfe.«

Erst zum 1. Oktober 1962 tritt der bayerische Landesinnungsverband schließlich dem nunmehrigen Zentralverband des deutschen Elektrohandwerks (ZVEH) bei. »Daß unsere bayerischen Kollegen nun mit uns zusammen marschieren, halte ich für den höchsten Gewinn unserer verbandspolitischen Arbeit und für das ganze Elektrohandwerk«, freut sich der damalige Bundesinnungsmeister Karl Leo Nägele in seinem Editorial im »Deutschen Elektrohandwerk«.

Nach anfänglicher Distanz entschließt sich der Bayerischen Landesverband nun also doch zum Beitritt und auch zur aktiven Mitarbeit im Bundesverband. Mit Alfred Bäuerle aus Augsburg steht von 1967 bis 1969 dann auch ein Vertreter Bayerns an der Spitze des ZVEH.

1971 fusioniert »Der Elektromeister« mit dem »Deutschen Elektrohandwerk« (Bild 5). Die neue Zeitschrift »de – der elektromeister + deutsches elektrohandwerk« fungiert nun als Organ des ZVEH und aller Landesinnungsverbände (siehe Beitrag »90 Jahre de«).

Der Landesinnungsverband Bayerns heute

Bild 5: Der 1996 eingeführte E-Check geht auf eine Initiative des Bayerischen Landesinnungsverbands zurück
Bild 5: Der 1996 eingeführte E-Check geht auf eine Initiative des Bayerischen Landesinnungsverbands zurück
Der Landesinnungsverband für das Bayerische Elektrohandwerk vertritt heute 3500 Handwerksbetriebe in 24 bayerischen Elektro-Innungen. Diese Handwerksbetriebe gliedern sich in die drei Berufe Elektrotechniker-Handwerk, Informationstechniker-Handwerk und Elektromaschinenbauer-Handwerk auf. 1979 öffnet erstmals die Eltec als regionale Elektrofachmesse für Bayern in Nürnberg ihre Pforten. Nachdem sie anfangs einen jährlichen Turnus hat, findet sie seit 2001 alle zwei Jahre statt. Die nächste Ausgabe wird vom 11. bis 13. Januar 2017 sein.

Zahlreiche Impulse des Bundesverbandes ZVEH gehen auf Anregungen aus dem Landesinnungsverband Bayern zurück. So wird etwa die Arbeitsgemeinschaft Medienwerbung im ZVEH (ArGe Medien) 1982 auf Initiative Bayerns gegründet. Die Aufgabe der ArGe Medien liegt vor allem darin, die Werbung und Öffentlichkeitsarbeit der Elektrohandwerke in Deutschland zu ­betreiben und zukunftsorientierte Konzepte für Image- und Nachwuchswerbung zu erarbeiten.

Eines der bekanntesten Beispiele ist sicherlich das 1996 ins Leben gerufene Prüfsiegel E-Check (Bild 6). Damit wird die normengerechte Prüfung aller elektrischer Anlagen und Geräte im Haus bestätigt. Eine weitere Initiative der ArGe Medien ist etwa die E-Zubis-Kampagne zur Mitarbeiter- und Nachwuchsgewinnung.
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Michael Wanner

Redaktion »de«

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