Bayerische Vertreter sind demgemäß auch von Beginn an bei der Gründung des Verbands der elektrotechnischen Installationsfirmen in Deutschland E.V. (VEI) im Jahre 1902 in Frankfurt/Main beteiligt. Ziel des Verbandes ist die Sicherung und Stärkung des Elektro-Installateur-Gewerbes im Konflikt mit Stromversorgern und Elektro-Industrie. Die Organisationsform des neuen Verbandes ist zunächst zentralistisch mit unmittelbarer Einzelmitgliedschaft der beteiligten Firmen. Schon bald bilden sich jedoch Bezirksvereine.
Bereits 1903 wird der Nordbayerische Bezirksverein mit Sitz in Nürnberg gegründet, 1908 folgt der Südbayerische Bezirksverein mit Sitz in München. Wichtige Themen der beiden Bezirksvereine sind unter anderem der Kampf gegen Monopolbestrebungen der Großfirmen und Stromversorgern, Initiativen zur Sicherung der qualifizierten Ausbildung sowie für Mindestpreise für elektrotechnische Tätigkeiten.
Gründung des Landesverbands Bayern
Die Gründung des Landesverbands in Bayern hat unmittelbare Auswirkungen auf den Gesamtverband. Angesichts des starken Wachstums der Elektrohandwerksbranche war die bisherige Organisationsform des Verbandes mit Einzelmitgliedschaft der Firmen im Gesamtverband nicht mehr praktikabel. Auf Initiative Bayerns wird daher 1924 auf dem Stettiner Verbandstag die Umgestaltung des Verbandes beschlossen. Das Reichsgebiet wird in 17 Bezirksverbände aufgeteilt, in denen die Einzelfirmen organisiert sein sollen. Die Mitgliedschaft im Gesamtverband beschränkt sich von nun an auf diese Bezirksverbände. Einer der wesentlichen Themen des bayerischen Landesverbands ist weiterhin der Kampf für den freien Wettbewerb und gegen Monopolbestrebungen der Elektrizitätswerke. Bereits 1927 kann der Landesverband bayernweit einheitliche Meisterprüfungen für Elektrohandwerker durchsetzen. Bei einer Mitgliedsversammlung des Bayerischen Landesverbands im Jahr 1927 bemerkt Georg Montanus, der Gründer und langjährige Vorsitzende des Bundesverbands VEI, zur Arbeit des Landesverbandes, »daß Ihr Landesverband am besten arbeitet von unseren 17 Bezirksverbänden.«
Entwicklung des Verbands nach 1933
Der Gesamtverband des Elektrohandwerks wird nach 1933 wie alle Verbände und Organisationen in Deutschland rasch gleichgeschaltet und zentralisiert. Der neue Reichsinnungsverband des Elektro-Handwerks verlegt seinen Sitz von Frankfurt nach Berlin. Die Landesverbände werden zur unselbständigen Bezirksstellen des Verbandes degradiert, so auch der Bayerische Landesverband, der nun zur Bezirksstelle Bayern wird. Alle Elektrohandwerksbetriebe müssen zwangsweise den Innungen auf Ortsebene beitreten. Diese Innungen sind wiederum Mitglied des Bayerischen Bezirksverbandes.
Mit zunehmender Kriegsdauer ist auch das bayerische Elektrohandwerk überwiegend mit Instandhaltung zerstörter Elektroanlagen beschäftigt. Im Juni 1944 wird die Geschäftsstelle des Bezirksverbandes völlig ausgebombt.
Wiedergründung nach 1945
Bei Kriegsende gibt es in Bayern noch 27 Innungen mit etwa 3000 Mitgliedsbetrieben. Die amerikanische Besatzungsmacht verbietet in einer Anordnung die Zwangsmitgliedschaft, nicht jedoch die Innungen als solche. Aus Zwangsmitgliedern werden somit freiwillige Mitglieder, sofern sie nicht ihren Austritt erklären. Der Fortbestand der Innungen erleichtert den Wiederaufbau des bayerischen Landesverbands. Am 28. Februar 1946 treffen sich einige Elektrohandwerksmeister aus München zur Vorbereitung einer Neugründung des Landesverbands. Bei einer weiteren Zusammenkunft am 28. März wird Josef Schmid, der Obermeister der Elektroinnung München, zum Vorsitzenden des neu gegründeten bayerischen Landesverbands bestimmt. Die endgültige Genehmigung des Landesverbands durch das Bayerische Wirtschaftsministerium kann jedoch erst im Herbst 1946 erreicht werden.Ein wichtiges Problem des bayerischen Elektrohandwerks in der Nachkriegszeit sind die Rohstoffknappheit und daraus resultierend der Mangel an Elektroinstallationsmaterial.
»Der Elektromeister« als Organ des Landesverbandes
Zwar ist die Zeitschrift in erster Linie als Mitteilungsblatt und offizielles Organ des bayerischen Landesverbandes konzipiert, es gibt jedoch auch Raum für andere Landesverbände, »ihre allgemeinen und speziellen Fragen zur Veröffentlichung zu bringen.« Die Erscheinungsweise der Zeitschrift ist zunächst monatlich, ab 1949 erscheint das Heft 14-täglich.
Die Themen des Heftes reichen von der klassischen Elektroinstallation, Beleuchtung, Rundfunk- und Fernmeldetechnik bis hin zu Ausbildungs- und Betriebsführungsthemen. Da in der Nachkriegszeit viele Elektrohandwerke auch ein Ladengeschäft haben, liegt ein starker Schwerpunkt auf weißer und brauner Ware.
Anfängliche Distanz zum Bundesverband
Erst zum 1. Oktober 1962 tritt der bayerische Landesinnungsverband schließlich dem nunmehrigen Zentralverband des deutschen Elektrohandwerks (ZVEH) bei. »Daß unsere bayerischen Kollegen nun mit uns zusammen marschieren, halte ich für den höchsten Gewinn unserer verbandspolitischen Arbeit und für das ganze Elektrohandwerk«, freut sich der damalige Bundesinnungsmeister Karl Leo Nägele in seinem Editorial im »Deutschen Elektrohandwerk«.
Nach anfänglicher Distanz entschließt sich der Bayerischen Landesverband nun also doch zum Beitritt und auch zur aktiven Mitarbeit im Bundesverband. Mit Alfred Bäuerle aus Augsburg steht von 1967 bis 1969 dann auch ein Vertreter Bayerns an der Spitze des ZVEH.
1971 fusioniert »Der Elektromeister« mit dem »Deutschen Elektrohandwerk« (Bild 5). Die neue Zeitschrift »de – der elektromeister + deutsches elektrohandwerk« fungiert nun als Organ des ZVEH und aller Landesinnungsverbände (siehe Beitrag »90 Jahre de«).
Der Landesinnungsverband Bayerns heute
Zahlreiche Impulse des Bundesverbandes ZVEH gehen auf Anregungen aus dem Landesinnungsverband Bayern zurück. So wird etwa die Arbeitsgemeinschaft Medienwerbung im ZVEH (ArGe Medien) 1982 auf Initiative Bayerns gegründet. Die Aufgabe der ArGe Medien liegt vor allem darin, die Werbung und Öffentlichkeitsarbeit der Elektrohandwerke in Deutschland zu betreiben und zukunftsorientierte Konzepte für Image- und Nachwuchswerbung zu erarbeiten.
Eines der bekanntesten Beispiele ist sicherlich das 1996 ins Leben gerufene Prüfsiegel E-Check (Bild 6). Damit wird die normengerechte Prüfung aller elektrischer Anlagen und Geräte im Haus bestätigt. Eine weitere Initiative der ArGe Medien ist etwa die E-Zubis-Kampagne zur Mitarbeiter- und Nachwuchsgewinnung.
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